IMMANUELKIRCHE KÖLN
3825 farbige Holzlamellen formen die Altarrückwand der evangelischen Immanuel-Kirche in Köln-Stammheim. Mit einem Wechselspiel von 27 Farbnuancen verdeckt der polychrome Lamellenfilter das Pfeifenwerk und die Windladen der 23-Register-Orgel. Die Farbkomposition schwingt so mit der Musik in den hellen Kirchenraum hinein, den eine weiß gewachste Holzständerkonstruktion aus finnischer Fichte rhythmisch gliedert. Im März 2013 wurde der für 3,0 Millionen Euro erbaute Kirchenneubau der Brückenschlag-Gemeinde Köln-Flittard/Stammheim eröffnet. In Anlehnung an die Konzeption der Basilika besteht das dreigliedrige Kirchengebäude aus einem hohen Mittelschiff mit Foyer und Empore, welches eingeschossige Seitentrakte mit Sakristei, Büro-, Gruppen- und Besprechungsräumen flankieren. Mobile Trennwänden im Bereich des Altars lassen sich seitlich zum Gemeinderaum und Raum für die Musik-Band zu einem kreuzförmigen Grundriss öffnen. Von der hinteren Empore fällt Tageslicht in den introvertierten Gottesdienstraum durch eine transluzente Glasfläche ein. Die Lichtöffnung bildet einen spannungsreichen Kontrapunkt zum gegenüberliegenden Lamellenscreen, den ein „Himmelsfenster“ über dem Altar als Blickfang beleuchtet.
Polychrome Filter zwischen innen und außen, zwischen Licht und Raum, sind charakteristisch für das Berliner Architekturbüro Sauerbruch Hutton. In der Immanuel-Kirche wenden die Architekten die Konzeption zum ersten Mal im Inneren eines Sakralraums an. Über drei Jahre haben Sauerbruch Hutton und die Gemeinde mit Volker Langenbach Architektur + Projektsteuerung (lb)2 an der Konzeption der Holzkirche gefeilt, die sich mit ihrer Kubatur und der diagonal angeordneten Lärchenverschalung in den Stadtraum einfügt. Rampen führen zu der im Straßenraum erhöhten Kirche mitCampanile, Kolumbarium und einer täglich geöffneten Kapelle hinauf.
Im Jahr 2004 wurden die Stadteilgemeinden Flittard und Stammheim zur Brückenschlag-Gemeinde verbunden. Eine Studie ermittelte hohe Sanierungskosten für die bestehenden Gebäude und empfahl den Neubau der Immanuel-Kirche in Stammheim. Die Orgel, die Glocken und der Grundstein wurden wiederverwendet und erinnern an die frühere Lukaskirche in Flittard. Die Prinzipalien stammen aus dem ehemaligen Diedrich-Bonhoeffer-Gemeindezentrum in Stammheim. Mit diesem Brückenschlag zwischen Vergangenem und Neuem erfüllt das Gebäude die vielfältigen Nutzungsanforderungen eines Gemeindezentrums mit einem ausdrucksstarken Sakralraum. Geerdet im städtebaulichen Kontext finden Menschen hier einen Ort der Halt vermittelt und zugleich die Sinne öffnet für Erfahrungen jenseits der alltäglichen Grenzen. (Text und Fotos: Bettina Schürkamp)
Wir verweisen auf den ausführlichen Beitrag von B. Schürkamp in Heft 2/2014 der Zeitschrift „Kunst und Kirche“.