Künstler des Monats – DENNIS SCHOLL

DENNIS SCHOLL

Rätselbild mit drei Heiligen

Dennis Scholl ist ein virtuoser Zeichner. Was ihn wohl dazu bewogen hat, sich ausgerechnet mit der Vita dieser drei christlichen Heiligen zu befassen und das in einem Selbstporträt mit dem Titel „Selbst als Hieronymus, Dionysius & Samson“, (150 x110 cm, Bleistift auf Papier 2009) ? Jedenfalls weisen die Attribute, die in diesem Dreierporträt zu finden sind auf eine genaue Kenntnis der Heiligenlegenden. Schaut man sich in seinem zeichnerischen Werk um, finden sich öfter Themen, Symbole , Figuren aus christlicher Ikonografie oder der kirchlichen Bildtradition.

Inmitten der  akribisch zarten Linienführung seiner Zeichnungen erschreckt er durch dunkle bedrohliche Zonen voller Plastizität und Dramatik.  Die Einzelelemente sind scharf konturiert und in Form und Umriss deutlich definiert – man soll erkennen können, wie und was jeder einzelne Gegenstand ist. Auf formal einleuchtende, aber inhaltlich verschlüsselte Weise verbinden sich auf den Zeichnungen menschliche Körper , Naturformen, Ornamente, Dinge des Alltags miteinander zu traum- und alptraumhaften Erzählungen Die Figuren und Formen erhalten in rätselhaften Konstellationen eine magische Aura. Sie erzeugen innere Unruhe. Man ist getrieben von dem  Wunsch, hinter das Geheimnis zu kommen und die Botschaft zu entschlüsseln.

Dazu mag es bei seinem Werk „Selbst als Hieronymus, Dionysius & Samson“ helfen, die Viten der drei Heiligen aus dem Bildtitel zu kennen…

Hieronymus

Hieronymus kam aus wohlhabendem Haus. Seine Eltern schickten ihn nach Rom zum Studium. Unter den Mitstudenten war der Christ Pammachius, dem Hieronymus lebenslang verbunden blieb. Während dieser Zeit ließ Hieronymus sich taufen. Nach Aufenthalten in Trier und Aquileja lebte er als Eremit in Syrien. Um 379 wurde er in Antiochia zum Priester geweiht. Anschließend studierte er in Konstantinopel. Erwurde Sekretär des Papstes Damasus I. und Seelsorger vornehmer römischer Frauen. Hieronymus galt als literarisch gebildeter Mann, der auch heidnische Werke las und benutzte. Der Legende nach  soll Hieronymus einem Löwen einen Dorn aus der Pranke gezogen haben. Dieser wurde darauf zahm und sein treu ergebener Gefährte. Zu den Attributen  des hl. Hieronymus gehört daher neben der Bibel und dem scharlachroten Kardinalshut  oft auch der Löwe. (Abb. Albrecht Dürer: Hieronymus im Gehäus, 1514)

Samson

Samson oder Schimschons Leben wird im Alten Testament im Buch der Richter in den Kapiteln 13–16 geschildert. Als einem Auserwählten Gottes (Nasiräer)  durfte u. a. sein Haar nie geschnitten werden. In diesem lag das Geheimnis seiner unbezwingbaren Stärke, die sich in außergewöhnlich zerstörerischen und schließlich selbstzerstörerischen Wutausbrüchen äußern sollte.

Samson verliebt sich  in die Tochter eines Philisters. Auf dem Weg zur Brautwerbung nach Timna entfernt sich Samson von der Begleitung seiner Eltern. Er begegnet einem Löwen: „Da kam der Geist des Herrn über Simson, und Simson zerriss den Löwen mit bloßen Händen, als würde er ein Böckchen zerreißen“ (Ri 14,6 EU). Er findet  im Kadaver einen Bienenstock, nimmt vom Honig und teilt ihn mit seinen Eltern. Beim siebentägigen Festmahl kommt es zu einem Rätselwettstreit  zwischen Samson und den dreißig philistinischen Brautbegleitern um einen Preis in Form von dreißig Festkleidern und -hemden. Samsons Rätsel allegorisiert das Geheimnis seines Löwenkampfes: „Vom Fresser kommt Speise, vom Starken kommt Süßes“. Drei Tage können die  Philister das Rätsel nicht lösen; schließlich bedrohen sie Samsons Braut, die Antwort herauszufinden.  Samson verrät ihr das Geheimnis. „Und am siebten Tag sagten die Männer der Stadt zu ihm, bevor die Sonne unterging: Was ist süßer als Honig, und was ist stärker als ein Löwe? Er aber erwiderte ihnen: Hättet ihr nicht mit meiner Kuh gepflügt, dann hättet ihr mein Rätsel nicht erraten’“ (Ri 14,18 EU). Da Samson die versprochenen Festkleider nicht  einlösen kann, erschlägt er dreißig Männer und raubte deren Festkleider. Später nach Timna zurückgekehrt, findet  Samson seine Frau, einem Brauch gemäß, mit dem Bräutigamführer verheiratet. Samson gerät dadurch in Zorn und treibt eine Horde Füchse, deren Schweife in Brand gesteckt sind, durch die Felder der Philister und brennt diese nieder. Als die Philister erkennen, dass die Ursache dieser Zerstörung in der Wegnahme von Samsons Frau durch deren Vater lag, brennen sie dessen Haus samt Bewohnern nieder. Samson zieht sich nach Auseinandersetzung mit den Philistern in den Schutz der Bergwelt zurück. Eine Philisterarmee verlangt von Judas Bewohnerndie Herausgabe Samsons. Daraufhin holen 3000 Männer Samson, den sie mit dessen Zustimmung mit zwei neuen Stricken banden.  Bei der Übergabe zerreißt er aber die Seile und erschlägt mit einem Eselskinnbacken 1000 Philister.

Das Buch der Richter beschreibt in Kapitel 16 das schicksalhafte Ende  Samsons. Er kommt nach  Gaza und verliebt sich in Delila. Die Philister drängen Delila, das Geheimnis der Stärke Samsons herauszufinden. Schließlich erfährt sie, dass diese in seinem Haar gründet. Samson werden die Haare abgeschoren, er wird durch die Philister gefangen genommen, geblendet und als Blinder zum Mahlen von Getreide eingesetzt. Als sich einmal 3000 Philister in ihrer großen Halle versammelten, ließen sie Samson holen, um sich an dem hilflosen Gefangenen zu belustigen. Samsons Ende wird in der Bibel wie folgt beschrieben:

  „ Das Haus aber war voller Männer und Frauen. Es waren auch alle Fürsten der Philister da und auf dem Dach waren etwa dreitausend Männer und Frauen, die zusahen, wie Simson seine Späße trieb. Simson aber rief den Herrn an und sprach: Herr Herr, denke an mich und gib mir Kraft, Gott, noch dies eine Mal, damit ich mich für meine beiden Augen einmal räche an den Philistern. Und er umfasste die zwei Mittelsäulen, auf denen das Haus ruhte, die eine mit seiner rechten und die andere mit seiner linken Hand, und stemmte sich gegen sie und sprach: Ich will sterben mit den Philistern! Und er neigte sich mit aller Kraft. Da fiel das Haus auf die Fürsten und auf alles Volk, das darin war, sodass es mehr Tote waren, die er durch seinen Tod tötete, als die er zu seinen Lebzeiten getötet hatte.“ (Abb. Meister E.S. 1420-68)

Dionysius

Dionysius wurde im 3. Jahrhundert von Papst Fabianus  mit sechs anderen Bischöfen von Rom aus nach Gallien geschickt, um dort zu missionieren. Dionysius war  Bischof von Paris (damals Lutetia), was dem römischen Gouverneur missfiel. Dieser ordnete die Verhaftung und Enthauptung von Dionysius und seinen Begleitern Rustikus und Eleutherius an. Die Legende berichtet, Dionysius habe auf dem Richtplatz am Montmartre  sein abgeschlagenes Haupt aufgenommen, habe es in einer nahegelegenen Quelle gewaschen und sei mit dem Kopf in den Händen sechs Kilometer Richtung Norden gegangen, bis zu der Stelle, wo er begraben werden wollte. An diesem Platz baute der fränkische König Dagobert I. 626 die nach dem Heiligen benannte Abtei mit der Basilika Saint-Denis, welche den französischen Königen als Grablege diente. Dionysius gilt traditionell als Begründer der Christlichen Zeitrechnung, die er im Jahre 525 erstmals vorschlug. (Abb. Meister von Meßkirch, 1500-1543)

 

 

Der Künstler Dennis Scholl wird vertreten durch die Galerie Arndt Berlin, Potsdamerstr. 96, 10785 Berlin, www.arndtberlin.com

Einen Einblick in seine Arbeiten gibt seine web-Seite www.dennisscholl.com