KBT Rostock – Rostocker Resumee

Rostocker Resümee des 27. Evangelischen Kirchbautages

Orientierung für die Region / das Dorf / den ländlichen Raum

Über Generationen haben Kirchgemeinden, haben Bürgerinnen und Bürger die 580 Dorf- und 84 Stadtkirchen in Mecklenburg erhalten. Dies ist trotz abnehmender Bevölkerungszahl und kleiner werdender Kirchgemeinden gelungen, weil man gemeinsam die Kraft dafür aufgebracht hat, weil Christen und Nicht-Christen sich dieser Aufgabe gestellt haben und weiterhin stellen.
Bewundernd und dankbar haben wir dieses große Engagement erlebt. Die Gesellschaft tut gut daran, ihre Kirchen zu erhalten. Wo Kirchen verfallen, erodieren auch Dörfer, und mit den Dörfern geht die regionale Identität für alle Menschen verloren – ob Christ oder  Nichtchrist. Deshalb muss der Erhalt der (Dorf-)kirchen als innere Mitte der Orte die Aufgabe aller sein.

1.    Die gegenwärtige Situation:
 Staat und Kommunen, Kirche und Gemeinden stehen vor denselben Herausforderungen: Geburtenrückgänge, Überalterung, Finanznot, Entvölkerung des ländlichen Raums.

 Kirchbauten verkörpern gerade auf dem Land elementare Grundgedanken und
-wahrheiten des christlichen Glaubens und der europäischen Kultur. Diese steingewordene Präsenz ist ein hohes Gut und muss gepflegt werden, wenn auch nicht jede Kirche eine eigene Gemeinde hat. Die Reduzierung des Angebots allein auf eine Grundversorgung ist keine zukunftsweisende Lösung. Sinnvoll erscheint vielmehr eine Differenzierung der Dorfkirchen in Themen-, Kultur-, Pilger-, Gemeinschafts-, Winter- oder Urlaubskirchen. Sinnvoll ist auch der Einbau von Gemeinderäumen.

– Für die Regionalisierung gilt: Nicht jede Kirche muss dasselbe leisten. Vielfalt bedeutet auch Reichtum. Dabei ist auf das Bedürfnis und die elementaren Interessen der Menschen nach Begleitung und Nähe zu achten.

– Vom Prinzip der Gleichbehandlung aller Dörfer ist Abstand zu nehmen. Statt „Allen das Gleiche“ muss gelten „Jedes Dorf bekommt, was es braucht.“

2.    Ideen für die Zukunft
– Theologisch nachdenken über den Auftrag in konkreten Situationen: Was sollen Gemeinden für ihr Dorf (ihre Dörfer), für Bewohner und Gesellschaft leisten? Den Grundsatz der formalen Solidarität und das „Gießkannenprinzip“, das weitgehend die Strukturreformen bestimmt, klären.

– Von den Bedürfnissen der Dorfbewohner ausgehen: Was wollen, was brauchen sie? Für sich selbst und das Miteinander? Was will der Kirchenvorstand? Woran fehlt es konkret?

– Gemeinschaftliche Prozesse der Mitwirkung initiieren. Auf Partizipation setzen, um gemeinsam flexible Lösungen zu erreichen.

– Intensive Förderung von Kirchbauvereine und andere Initiativen für den Erhalt, den Umbau und die Gestaltung von Kirchen.

– Stiftungen und Fördervereinen mit ihren z.T. vielen konfessionslosen Mitgliedern mehr Verantwortung und Zuständigkeiten für die Kirchen und das kirchliche Leben übertragen. Nachdenken über neue örtliche Leitungsstrukturen jenseits des geltenden Kirchenrechts.

– Den Gedanken vom allgemeinen Priestertum der Glaubenden weiter entwickeln. Ehrenamtlichen Selbstverantwortung und Rechte einräumen. Die Ausbildung von Lektoren, Seelsorgern und diakonischen Nachbarschaftshelferinnen und deren Weiterbildung fördern.

– Kooperationen mit Kommunen, Vereinen, Initiativen, Architekten und Künstlern für konkrete Projekte des Dorfes und der Kirchengemeinde schaffen. Die gemeinsame Nutzung der Kirche mit Partnern durch Verträge sichern, um Verbindlichkeit und Nachhaltigkeit zu erreichen.