Am achten Tag beginnt die Schöpfung von Neuem. Nachdem Gott am siebten Schöpfungstag ruhte, setzt sich das Schöpfungswerk auf geheimnisvolle Weise fort. „Creatio continua“ – die Schöpfung geht weiter, nur dass sie am achten Tag sich selbst überlassen bleibt.
‚Anthropozän‘ wurde dann auch das Zeitalter genannt, in dem der Mensch einen so weitgehenden Einfluss auf die Natur entwickelt, dass sich zwischen Natur und Kultur nicht mehr unterscheiden lässt. Natur ist nicht länger das fremde Gegenüber, sondern Natur lässt sich nur noch als Spielart der Kultur denken. Kein Wunder, dass die Frage auch in den Künsten verhandelt wird. Schließlich gelten Kunstschaffende seit jeher als ‚alter Dei‘, zweite Götter, die das Schöpfungswerk Gottes weiter und über sich hinaus führen – bis hin zur Konkurrenz.
Mittlerweile arbeiten Künstlerinnen und Künstler nicht mehr nur mit Naturmaterialien, sondern greifen in die Naturprozesse ein. Entsprechend stellt sich auch die Frage nach einer Ethik in den Künsten. Am ‚achten Tag‘ stellt sich die alte theologische Frage nach der Bewahrung der Schöpfung neu bzw. auf zugespitzte Weise. Denn das Menschenmögliche reicht heute weiter als bisher – sowohl in den Wissenschaften als auch in den Künsten.
Redaktion: Birgit Weindl, Hannes Langbein, Peter Schüz