Architekturflash – HL. GEIST KIRCHE OLPE

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Bilder mit freundlicher Genehmigung von Schilling Architekten/ www.schilling-architekten.de und dem Fotografen Christian Richters.

HL. GEIST KIRCHE OLPE

Die Wüstenrot Stiftung kümmert sich um den Erhalt baukulturellen Erbes und führte in diesem Zusammenhang im Jahr  2015 den Wettbewerb »Kirchengebäude und ihre Zukunft« durch.

Bewertungskriterien für die Auszeichnung als zukunftsweisendes Beispiele für Sanierung, Umbau und erweiterte Nutzung von Kirchen waren die Qualität der architektonischen Gestaltung und ihr Bezug zum Städtebau, die Bewahrung baukulturellen Erbes beim Umgang mit historischer Bausubstanz und die Impulse für das Gemeindeleben und das soziale Umfeld.

Die Jury des Wettbewerbs unter Vorsitz von Prof. Dr. Kerstin Wittmann-Englert hat zwei Lösungen ausgezeichnet, die alle genannten Kriterien in sich  versammeln. Zum einen die katholische Heilig-Geist-Kirche in Olpe und Schilling Architekten, Köln.  Zum anderen die evangelische Kirche in Bochum-Stahlhausen, die von Soan Architekten, Bochum gemeinsam mit dem Verein für multikulturelle Kinder- und Jugendhilfe zum Stadtteilzentrum mit multireligiösem Andachtsraum umgestaltet wurde. (Bericht im Architekturflash Dezember 2015)

Bei der Hl. Geist Kirche in Olpe ging es einerseits um die Bausanierung des von 1966-68 vom Dortmunder Architekten Theo Schwill errichteten Gebäudes. Dann aber auch um Verkleinerung und Nutzungserweiterung – also eine multiple Aufgabenstellung, die typische Anforderungen stellt, die sich angesichts der veränderten gesellschaftlichen und finanziellen Lage der Kirchen ergeben. Fünf Filialgemeinden wurdenhier zusammengelegt.

Aus städtebaulicher und architektonischer Sicht würdigten Schilling Architekten den herausgehobenen Standort der Kirche am Hang mit Blick auf eine hügelige Landschaft. Diese Aussicht kann man nun von einem offenen und behaglich gestalteten Vorplatz aus geniessen, der sich für Gemeindefeiernim Freien wunderbar eignet. Möglich wurde diese einladende Gestaltung, indem die Architekten die Werktagskapelle und das „neue“ Pfarrhaus wegnahmen. Denn verkleinert werden mußte der Gebäudebestand sowieso, man gewann dadurch diesen Vorplatz, gegliedert und gefasst durch die Dreiheit altes Pfarrhaus, freistehender Turm, Kirchenzentrum.

Betritt man von hier aus das Foyer, kann man den Luftraum nach oben über die Rhythmik einer offenen Treppenanlage wahrnehmen. Über sie geht man quasi im Gebäudeinneren den Hang, an den die Kirche gebaut ist, hinunter bzw. hinauf und dabei wird durch die neuen großzügigen Fensterflächen eine Art Schwebezustand über die umgebende Landschaft suggeriert. In konstruktiver Hinsicht wurde hier ein vorhandenes Betonskelett mit Glas gefüllt. Die neue Eingangshalle erstreckt sich über mehrere Ebenen und dient zur Erschließung der Nutzungsbereiche auf drei Etagen der Kirche. Dabei befindet sich der Kirchraum im obersten Geschoss und die Gemeinderäume in den unteren Ebenen.

Bei der Umgestaltung wurde der hallenartige Innenraum der Kirche in der Größe reduziert. Während die Kirche zuvor etwa 450 Besuchern Platz bot, ist ihr Innenraum nun auf die Nutzung von bis zu 150 Personen ausgelegt. Eine bühnenartige Insel aus Eichenholzbohlen mit Balustraden markiert den liturgischen Bereich innerhalb des großen Kirchenraums und rückt ihn aus den Alltagswegen heraus.  Die Kombination von Holz, Ziegel, und Glas, kombiniert mit dem Material der Prinzipalstücke wirkt hier besonders sinnlich. Tageslicht fällt von zwei Seiten ein. Dazu kommen die kleinen quadratischen Fenster von Rudolf Krüger-Ohrbeck, in Glasschmelztechnik und Schwarzlot aus dem Jahr 1968, die wie kleine Edelsteine in den Mauern sitzen.

Martin Ebert hat für diesen Gottesdienstbereich eine Bestuhlung entworfen, die sich auch zum Knien eignet und zierlich und leicht zu bewegen ist. Der Altar ist in die Mitte gestellt, ebenso Ambo und Taufe. Die Weyland- Orgel wurde übernommen. Sie bildet einen vertikalen Blickfang im Raum. Interessant auch, die relativ dicht getakteten schlichten Beleuchtungskörper, die verhindern, dass der Raum sich nach oben verliert und bei Nacht eine warme konzentrierte Fokussierung auf das Gegenüber unterstützen.

Die Gemeinde- und  Jugendräume liegen in den beiden unteren Ebenen wie zuvor, es wurde Barrierefreiheit für alle Altersgruppen ermöglicht. Die Räume in den Untergeschossen sind vielseitig nutzbar: Foyer Cafe, Jugend- und Gemeinderäume. Es gibt praktische Lager- und Transportmöglichkeiten.

Die Architekten haben dem Kirchenbau aus den 60er Jahren Achtung gezollt, indem sie seine Grundformen und seine Materialien so aufgriffen, dass sie nun frisch und zeitgemäß erscheinen. Es ist ein einladendes Haus entstanden, das zeigt, was in ihm passiert. Der Charakter „Kirche“ tritt zurück zugunsten eines Hauses für viele verschiedene kommunikative Begegnungen mit dem Gottesdienst in ihrer Mitte. Ein Schlüssel zur Kirche der Zukunft liegt, so scheint es im Moment,  in der Erweiterung und Differenzierung ihrer Nutzungskonzepte.

Text: Claudia Breinl