THERE AM I IN THE MIDST OF THEM

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THERE AM I IN THE MIDST OF THEM

THERE AM I IN THE MIDST OF THEM

Für seine Installation und die 25-minütige Videoarbeit in der Reihe LSA schließt sich der Berliner Künstler Benjamin Zuber lange in die Universitätskirche ein. Das KBI an der Philipps-Universität Marburg in Zusammenarbeit mit der Universitätskirche haben Benjamin Zuber zur Residenz eingeladen, um sich den Raum künstlerisch anzueignen. Mehrere Monate ist er in Marburg zu Gast, verbringt viel Zeit in der gotischen Kirche und am Institut. Er arbeitet jedoch meist nachts. Ohne Besucherinnen und Besucher, ohne Tageslicht ist er in der Kirche ganz allein. Er erkundet ungewöhnliche Winkel und Ecken mit seiner Kamera, nimmt sich selbst in seiner Einsamkeit auf. Entstanden ist nicht nur eine Analyse der Rhythmen und Formeinheiten des Kirchenbaus und eine spielerisch-rituelle Beobachtung liturgischer Muster. Darüber hinaus bringt der Künstler das Ringen mit dem eigenen Zweifeln in die Auftragsarbeit ein. Benjamin Zuber ist der erste Künstler, der in der Reihe LSA Videokunst direkt vor Ort erstellt. Zur Nacht der Kunst 2018 wurde THERE AM I IN THE MIDST OF THEM in der Universitätskirche erstmals gezeigt.

 

“Ohne Team habe ich monatelang nachts alleine in einer Kirche gedreht.
Entstanden ist eine audiovisuelle Collage, die sich auf die Performance des Protagonisten konzentriert.

In einem Wechselspiel von kindlichem Einfallsreichtum und Langeweile, Komik und Tragik, Allmacht und Machtlosigkeit scheinen die Protagonisten vor allem damit beschäftigt zu sein, die ästhetischen und performativen Möglichkeiten des düsteren, expressionistischen Innenraums auszuloten. Rituell anmutende Handlungen werden begonnen, aber nicht zu Ende geführt, durch permanente Wiederholung entsteht eine sonderbar rhythmische Choreografie, die sich im Kreis zu drehen scheint.

Sakrale Gesänge nach einem Requiem von Charles Gounod und dilettantische Versuche, der den Raum dominierenden – aber auch Verheißung versprechenden – Orgel einige Takte von Beethovens 7. Sinfonie zu entlocken, stehen im Wettstreit mit verschiedenen Anklängen an zeitgenössische elektronische Musik.

Aus dem Off rezitiert die Stimme des Protagonisten irgendwo zwischen der monotonen Sprechlage eines Liturgen und dem künstlichen Klang einer KI-Stimme Fragmente von Ernest Hemingways ‚The old man and the sea‘, an anderer Stelle werden verstörende Passagen aus Franz Kafkas Aufzeichnungen vorgetragen.

Über allem schwebt eine zum Scheitern verurteilte Auseinandersetzung mit den scheinbar übermächtigen religiösen Symbolen, die Utopie, absolute künstlerische Freiheit zu praktizieren, die zunehmend entropische Züge annimmt, der Kampf mit einem Werk, das sich kontinuierlich selbst dekonstruiert und im Verlauf immer unvollständiger erscheint.” Benjamin Zuber

Benjamin Zuber lebt und arbeitet in Berlin. Seine Schwerpunkte liegen in der Videokunst und Installation.

KONTEXT
Ausstellungs- und Performancereihe: Liturgy Specific Art am Institut für Kirchenbau und kirchliche Kunst der Gegenwart, Universität Marburg

LINKS

benjaminzuber.com

Projektdokumentation und Videostills: benjaminzuber.com