Alter Südfriedhof – Geschichte und Kultur
- OKR Dr. Hans-Peter Hübner, Landeskirchenamt, München
- Florian Scheungraber, Steinmetz- und Steinbildhauermeister, München
Der Alte Südfriedhof ist einer der schönsten Orte in München und – z. B. neben dem Zentralfriedhof in Wien – einer der 10 wichtigsten Friedhöfe Europas. Hier liegen u. a. die Architekten Leo von Klenze und Friedrich von Gärtner, der Schriftsteller Franz von Kobell, der Autor des “Brandner Kasper” und der Maler Carl Spitzweg.
Der Alte Südfriedhof ist 1563 als Pestfriedhof vor den Toren der Stadt angelegt worden. Von 1788 bis 1869 war er die einzige und allgemeine Begräbnisstätte im Stadtgebiet. 1840 von König Ludwig dem I. dazu beauftragt, plante Friedrich von Gärtner die Erweiterung des damaligen Zentralfriedhofs in Form eines Campo Santo mit 175 umlaufenden Rundbogenarkaden. Nach schwerer Beschädigung im Bombenkrieg der Jahre 1944/45 wurde der Friedhof 1954/55 nach Plänen von Hans Döllgast umgestaltet. Das gesamte Areal steht heute unter Denkmalschutz.
Der Englische Garten ist ein Gartenkunstwerk von hoher Qualität und auch sozialgeschichtlich als der erste Volksgarten auf dem Kontinent von großer Bedeutung für die weitere Entwicklung des öffentlichen Stadtgrüns. Geprägt von großzügiger Weite mit ständig wechselnden visuellen Bezügen zu Parkarchitekturen und landschaftlichen Elementen, von tiefen Räumen und vom Wechselspiel zwischen Licht und Schatten gezeichneten Kulissen, ist der Englische Garten als Musterbeispiel für den klassischen Landschaftsgarten in die Geschichte der Gartenkunst eingegangen.
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Michael Degle, Bayerische Schlösserverwaltung, München
Nach dem Ende der Monarchie wurde die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern mit dem Inkrafttreten der Kirchenverfassung von 1920 endgültig selbständig. Für die zunehmenden Aufgaben der „Zentrale“ in München wurde 1929 am Königsplatz ein Dienstgebäude im italienischen Palazzostil von Prof. Oswald Bieber errichtet, das bis heute als Amtssitz des Landesbischofs und des Landeskirchenrats dient. In der Folge durchlebte das Areal an der heutigen Katharina-von-Bora-Straße eine wechselvolle Geschichte in den Kriegsjahren und danach mehrere bauliche Erweiterungen. Mit dem in diesem Jahr 2014 fertig werdenden Neubau (Architekten: Wandel-Höfer-Lorch, Saarbrücken) entsteht ein geschlossener „evangelischer“ Straßenzug von markanten Einzelbauten im Denkmalensemble rund um den Königsplatz.
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Harald Hein, Landeskirchliches Baureferat
Erste Ladenpassagen, wie die Residenz-Passage in der Innenstadt, wurden bereits mit den Reorganisationskonzepten von Adolf Abel für den Wiederaufbau direkt nach dem II. Weltkrieg errichtet. Zusammen mit den später entwickelten Fußgängerzonen wurden damit attraktive Räume, und bis dahin wenig beachtete Quartiere, erschlossen. An diese städtebauliche Idee wurde mit neuen Konzepten, wie z. B. den seit 2000 neugestalteten „Fünf Höfen” (Architekten Herzog und De Meuron, Basel) und jüngst mit der „Hofstatt”, dem ehemaligen Stammgelände der Süddeutschen Zeitung (Architekten Meili und Peter, Zürich) angeknüpft. So entsteht ein immer feineres Netzwerk von urbanen Erlebnisräumen in der Innenstadt.
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Angela Voss, Kunsthistorikerin, München
Münchner Barock – auch mit einer protestantischen Perspektive
München ist reich an Zeugnissen sakraler Bau-Kunst. Sie sind Spiegel des vielfältigen geistlichen Lebens und laden ein zu einer kleinen Reise durch die über 800jährige Stadtgeschichte.
Den Anfang macht die Peterskirche als Keimzelle der bürgerlichen Stadt München. Die ehemalige Salesianerkirche St. Anna steht für die einst zahlreichen innerstädtischen Ordensniederlassungen. Die „Asamkirche“ in der Sendlinger Straße verkörpert das seltene Beispiel einer „Künstlerkirche. Und den Abschluss bildet die monumentale Michaelskirche als Sakralbau von Weltrang und Ausdruck der katholischen Erneuerung in der Gegenreformation.
Treffpunkt: Pfarrkirche St. Peter (Nordportal), 15.00 Uhr
- Dr. Alexander Heisig, Erzbischöfliches Ordinariat MünchenKirchenrat Reinhard Lambert Auer M.A., Kunstbeauftragter der Evang. Landeskirche in Württemberg, Stuttgart
Das NSDAP-Parteizentrum am Königsplatz Das klassizistische Ensemble des Königsplatzes mit seinen berühmten Museumsbauten wurde 1933-1937 massiv verändert: Hier entstand mit dem Parteizentrum der NSDAP das erste große Bauprojekt der Nationalsozialisten in Deutschland, ein monumentales Forum der Bürokratie und des Kults. Nach Plänen des Architekten Paul Ludwig Troost wurden vier neoklassizistische Bauten errichtet und der Königsplatz umgestaltet. Die beiden “Ehrentempel” für die Toten des am 9. November 1923 gescheiterten Hitler-Putsches und die Pflasterung mit Granitplatten markierten die Dimension des massiven städtebaulichen Eingriffs. Der klassizistische Königsplatz wandelte sich zum Kultort für die zu nationalen Märtyrern stilisierten Putschisten und zur Kulisse für die Massenaufmärsche der NSDAP. Während im “Verwaltungsbau” unter der Leitung des Reichsschatzmeisters das Parteivermögen kontrolliert und die Kartei der Parteimitglieder geführt wurde, diente der “Führerbau” Adolf Hitler und seinem Stellvertreter als repräsentativer Amtssitz. Hier wurde am 30. September 1938 das Münchner Abkommen unterzeichnet.
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Prof. Iris Lauterbach, Zentralinstitut für Kunstgeschichte, München
Seit 1847 steht die faszinierende Welt der künstlerischen Glas- und Mosaikgestaltung im Fokus der Mayer’schen Hofkunstanstalt am Münchner Stiglmaierplatz. Das Familienunternehmen wird von Michael C. Mayer in fünfter Generation geleitet und beschäftigt rund 40 Mitarbeiter. Auf über 3.000m² erschließen sich dem interessierten Besucher großzügige Werkstatträume und ein umfangreiches Materiallager inmitten des Münchner Kunstareals. Die einzigartige Verbindung von handwerklicher Präzision mit höchsten, ästhetischen Ansprüchen garantiert Künstlern, Architekten und Bauherren die stets fein abgestimmte und technisch-innovative Umsetzung ihres künstlerischen Entwurfs. Professionelle Künstler und Designer haben die Möglichkeit, sich in allen Projektphasen von erstklassig ausgebildetenMitarbeitern beraten zu lassen und für die Dauer ihres Aufenthaltes die Künstlerappartements im Dachgeschoß des denkmalgeschützten Theodor-Fischer- Baus zu bewohnen. Dass unkonventionelle Experimentierlust und technische Innovationsfreude sich nicht etwa ausschließen, sondern sich vielmehr, im Sinne des altehrwürdigen Manufaktur-Gedankens, gegenseitig befruchten, zeigen die zahllosen Referenzprojekte der Mayer’schen Hofkunstanstalt weltweit: von der großflächigen, künstlerisch gestalteten Außenfassade bis zu innenarchitektonischen Raumkonzepten, vom ausgefeilten Kuppelmosaik bis zur Restaurierung sakraler Bleiverglasungen. Mit Leidenschaft und Verve arbeiten die hoch spezialisierten Handwerker und Künstler in der Mayer’schen Hofkunstanstalt täglich daran, den Blick der zeitgenössischen Architektur- und Kunstszene für das einzigartige, künstlerische Potenzial von Glas und Mosaik zu schärfen und sichern so den Fortbestand einer kulturgeschichtlichen Kostbarkeit.
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Dr. Gabriel Mayer, Mayersche Hofkunstanstalt, München
Münchner Altstadt – Wiederaufbau nach 1945
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Dr. Harald Gieß, Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege
Münchner Residenz
Die Münchner Residenz war das Stadtschloss der bayerischen Herzöge, Kurfürsten und Könige bis zum Ende der Monarchie in Bayern 1918. Seit 1385 ist über Jahrhunderte durch Erweiterungen aus nahezu allen Stilepochen das größte Innenstadtschloss Deutschlands mit 10 Höfen entstanden.
Hervorzuheben sind in dem Gesamtkomplex das Antiquarium (der größte Renaissancesaal nördlich der Alpen), die prunkvollen Raumschöpfungen des Rokoko (wie z.B. das Cuvillies-Theater) sowie der klassizistische Königsbau und die Allerheiligen-Hofkirche von Leo v. Klenze.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Residenz schwer zerstört. Da jedoch ein Großteil der wertvollen Ausstattung rechtzeitig ausgelagert wurde, konnten beim Wiederaufbau weite Teile rekonstruiert werden. Zuletzt wurde 2003 die Allerheiligen-Hofkirche in einer modernen Gestaltung als Veranstaltungssaal wieder zugänglich gemacht.
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Dr. Hermann Neumann, Bayerische Schlösserverwaltung, München
Kunstareal (Pinakotheken, Sammlung Brandhorst, Ägypt. Museum)
Das Kunstareal mitten in der Maxvorstadt ist schlechthin das Zentrum der Kunst und der Wissenschaft und eines der pulsierendsten Viertel in München. In dem nach dem bayerischen König Maximilian I. benannten Stadtteil wurden nach 1825 zahlreiche Museen, Kunstsammlungen, Hochschulen und Universitäten errichtet. Mit Einrichtung wie der Glyptothek, der Alten Pinakothek – gegründet von Ludwig I. – bis zuletzt mit der Pinakothek der Moderne, der Sammlung Brandhorst und dem Neubau des Ägyptischen Museums entfaltete sich ein kultureller Standort von internationalem Rang.
2009 beschlossen der Freistaat Bayern und die Landeshauptstadt München, die dort gelegenen Einrichtungen aus Kunst, Kultur und Wissenschaft zu vernetzen und gemeinsam zu einem Projekt zusammen zu führen.
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Prof. Sophie Wolfrum, Lehrstuhl für Städtebau und Regionalplanung, TU München
Die Entwicklung des Wohnungsmarktes steht an erster Stelle der Stadtentwicklungspolitik der Landeshauptstadt München. Mit 4.800 Einwohnern pro Quadratkilometer ist München die am dichtesten besiedelte Stadt Deutschlands. Die Einwohnerzahl soll bis 2030 auf 1,65 Mio steigen. Bezahlbaren Wohnraum für Alle zu schaffen und den sozialen Ausgleich sicher zu stellen, wird die große Herausforderung für die Zukunft. Anhand einiger Beispiele zuletzt verwirklichter Projekte im Zentrum Münchens zeigt sich, dass neue Wohnquartiere im Zentrum ein sehr exklusives Klientel ansprechen. Über die Schwierigkeiten, den Spagat zwichen exklusivem Anspruch und bezahlbarem Wohnraum zu stemmen, wird der Stadtrundgang mit dem Planungsreferat versuchen Aufschluss zu geben.
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Stefan Neukamm, Architekt, Gesamtkirchengemeinde München
Andreas Uhmann, Referat für Stadtplanung und Bauordnung, LH München
Frommer Volksaufstand im Zentrum der braunen Macht
Die Markuskirche, Tagungsort des Kirchbautages 2014, liegt in der Nähe des ehemaligen Parteiviertels der NSDAP. Inmitten der früheren NS-Machtzentralen befindet sich bis heute das bayerische Landeskirchenamt. Vor 80 Jahren wurde es zum Schauplatz eines frommen Volksaufstandes, als Landesbischof Hans Meiser im Oktober 1934 abgesetzt und arretiert wurde. Dieser Aufstand führte zur einzigen innerpolitischen Niederlage Hitlers.
Vortrag Nora Schulze, Ev. Arbeitgemeinschaft für kirchliche Zeitgeschichte, München / Pfarrerin Maike Goldhahn, München
Gebäude
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Bayerische Staatsgemäldesammlungen, München
Staatliches Museum Ägyptischer Kunst und Hochschule für Fernsehen und Film – Führung durch Bestand und Neubau
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N.N.
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Dr. Matthias Mühling, Städtische Galerie im Lenbachhaus, München
Profanierte Sakralräume in neuer Nutzung spielen in der Münchner Altstadt eine untergeordnete Rolle. Das reguläre Gottesdienstprogramm fast aller Kirchen der Altstadt wird mit Konzerten und Nachtmessen angereichert und trägt damit zu einer ausreichenden Auslastung der Gebäude bei. Dennoch gibt es drei umgenutzte Gotteshäuser: Die Klosterkirche St. Johannes der Täufer und Johannes der Evangelist, besser bekannt als die Augustinerkirche, 1803 säkularisiert, wird jetzt als Jagd- und Fischereimuseum genutzt. Die Karmeliterkirche St. Nikolaus dient seit Nachkriegszeit als Archiv des Erzbistums. Schließlich die Allerheiligenhofkirche, seit 2003 ein gut besuchter Veranstaltungssaal. Um den gesamtstädtischen Kontext zu verstehen, beginnt die Führung im Münchner Stadtmuseum am großen Altstadtmodell von Sandtner im EG. Im Anschluss werden die Objekte besichtigt.
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Bettina-Maria Müller, Architektin TU München