GRÜN – GABI ERNE 2016

Geschätzte Lesedauer 3 Minuten

 

GRÜN

„Kein Baum grünt ohne Kraft zum Grünen, kein Stein entbehrt der grünen Feuchtigkeit, kein Geschöpf ist ohne diese besondere Eigenkraft, die lebendige Ewigkeit selber ist nicht ohne die Kraft zum Grünen“ (Hildegard von Bingen)

Am Sonntag, den 26. Juni 2016, 11.00 Uhr, wird die FARBE GRÜN  im LSA-Gottesdienst der Universitätskirche Marburg mit Pfrn. Andrea Wöllenstein, Gabi Erne und Team  – sehend, hörend, schmeckend – das Thema sein.

Am Vorabend, dem 24. Juni 2016, anläßlich der Marburger “Nacht der Kunst” gibt es in der Universitätskirche von 18.00 – 22.00 Uhr Installationen und Interaktionen zur  FARBE GRÜN:    „Wer sich grün macht, den fressen die Ziegen“

Ein Ausflug ins „Grüne“

Der Gottesdienst im Rahmen der Marburger „Nacht der Kunst“ verwandelte die Universitätskirche

Vogelzwitschern, das leise Rauschen eines Baches, eine Kräuter- und Blumenwiese – sicher nicht die ersten Assoziationen beim Gedanken an einen Kirchenraum! Und so konnten die Installationen der Künstlerin Gabi Erne in der Marburger Universitätskirche schon zur diesjährigen „Nacht der Kunst“ den BesucherInnen eine „Erfrischung“ verleihen. Am 26. Juni wurden die Installationen dann Teil eines Gottesdienstes mit dem Titel „Die Farbe Grün“, der u.a. von Studierenden des Theologischen Fachbereichs und Pfarrerin Andrea Wöllenstein mit der Künstlerin vorbereitet worden war. Nach einer Eröffnung des Gottesdienstes mit Edvard Griegs „Morgenstimmung“ wurden unterschiedliche „grüne“ Texte vorgelesen, die eindrucksvoll zeigten, dass die Farbe Grün nicht nur in der Natur oder in zahlreichen Sprichwörtern, sondern auch als Symbol für die Hoffnung unter allen Farben hervorsticht. Im Islam und im Christentum kommt der Farbe Grün eine besondere Bedeutung zu – als Farbe Mohammeds und als liturgische Farbe der Trinitatiszeit. Während des gesamten Gottesdienstes fertigte Gabi Erne unter Mithilfe von Celica Fitz im Altarraum ein weiteres Kunstwerk an: Zwei große Transparente, auf denen sich die Umrisse lebensgroßer Menschengestalten – Vorübergehende der Nacht der Kunst – vielfach überlappten, waren dort für die Gemeinde sichtbar aufgehängt. Die durch die Schnittstellen neu entstandenen Flächen wurden von den Künstlerinnen grün ausgemalt: Da wo Menschen einander begegnen, entsteht etwas Neues, ein Raum der Hoffnung. Andrea Wöllenstein entfaltete in ihrer Predigt die zentrale Rolle der Farbe Grün im Denken und Wirken der mittelalterlichen Mystikerin Hildegard von Bingen: „Es gibt eine Kraft aus der Ewigkeit und diese Kraft ist grün. Aus lichtem Grün sind Himmel und Erde geschaffen und alle Schönheit der Welt.“ Aus den vielen biblischen Stellen, in denen das Grüne vorkommt, hob sie einen Vers aus dem 23. Psalm hervor: „Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser.“ Ohne die Pflicht etwas zu leisten dürfen wir mit wachem Sinn die Freundlichkeit Gottes genießen, so Wöllenstein. Ein weiterer Blick in der Predigt fiel jedoch auch auf das unvermeidliche Unkraut, was sich in jedem grünen Garten finde. Mit der Schlussfolgerung „Was man im Garten nicht ausrotten kann, das muss man essen“ zeigte sie eine Analogie zum eigenen Leben auf, in dem man sich mit manchem anfreunden müsse, was man nicht loswerde. Das Gärtnern könne uns den Mut zu einer „wilden Ecke“ lehren, in der alles wachsen dürfe, in der eine frische Brise uns daran erinnere, dass wir nicht nur Geschöpfe, sondern zu MitschöpferInnen berufen seien. Im Anschluss wurde die Gemeinde zu einem Ausflug ins „Grüne“ eingeladen und konnte sich am gras- und blumenbewachsenen Altar erfreuen. Dazu wurden kleine Häppchen mit einem köstlichen „Unkraut“-Dip, sowie Wildkräutersmoothies gereicht. Nicht allein an dieser Stelle des Gottesdienstes wurde Gabi Ernes künstlerische Liebe zum Detail, die sich an den verschiedenen Stellen im Kirchenraum wiederfand, sichtbar. Gerold Vorrath begleitete den Gesang der Gemeinde an der Orgel und ließ diesen außergewöhnlichen Gottesdienst mit einer humorvollen Improvisation zu „Grün, grün, grün sind alle meine Kleider“ ausklingen.

Jonathan Stoll

„Du musst dir eine wilde Ecke im Garten lassen, wo alles wachsen darf. Und die darf nicht so weit von deiner Küche entfernt sein, damit du einfach rausgehen und holen kannst, was du brauchst.“ (Ruth Pfennighaus)

„Die Farbe Grün“,  Installationen zur Nacht der Kunst am 24.6.16 und zum Gottesdienst am 26.6.16 in der Universitätskirche Marburg.