Künstlerin des Monats – Eva von der Stein

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Eva von der Stein ist Architektin und Bildhauerin. Parallel zu ihrem Architekturstudium an der RWTH Aachen studierte sie an der Kunstakademie in Düsseldorf. Seit nun mehr als 10 Jahren beschäftigt sie sich mit Kirchenarchitektur und der Ausstattung von Kirchen mit Prinzipalien. Seitdem entwarf sie Prinzipalstücke für zahlreiche Kirchen zwischen Aachen, Koblenz, Saarbrücken und Heidelberg. “Ich denke den ganzen Raum”, sagt Eva von der Stein über ihre Herangehensweise bei der Entwicklung neuer Prinzipalstücke. Das Besondere einer Kirche oder einer Gemeinde inspiriert sie zu individuellen Formen, die allein für den jeweiligen Kirchenraum konzipiert werden. Anhand einer Auswahl von 5 Projekten wird ihr Vorgehen im Folgenden vorgestellt.

Eines ihrer ersten Projekte entwickelte Eva von der Stein 2011 für die katholische Kirche St. Amandus in Müddersheim. In der 1777-78 erbauten Kirche fand sie eine fest verankerte steinerne Kommunionsbank im Querschiff vor, die den Chorraum vom Oratorium trennt. Auf diese überholte Trennung antwortete Eva von der Stein mit einem orangefarbenen Altar, der die trennende Kommunionsbank buchstäblich durchstrahlt. Der rechtwinklige, wie aus einem Kreuz gefaltete Altar aus Eichenholz schafft somit eine symbolische Verbindung zur Gemeinde und fügt sich zugleich subtil in die reich mit Wandbemalungen und Heiligenskulpturen bestückte Kirche.

Ein Jahr später gelang es Eva von der Stein in der katholischen Kirche St. Elisabeth in Saarbrücken-Altenkessel, dem großen expressionistischen Apsisbild neue Präsenz zu verleihen und den Kirchenraum würdevoll zu strukturieren. In der gelb und rot ausgemalten dreischiffigen Kirche von 1929 mit gotisierend- expressionistischen Elementen setzte sie ein schwarzes Retabel als “Fuß” unter die Jesusdarstellung. Zugleich wirkt es wie ein Rahmen für den davorstehenden Hochaltar mit Kreuz und Patronatsbild. Die Anordnung der Prinzipalien in einer sakralen Achse mit dem Zelebrationsaltar an der obersten Chorraumstufe, dem Ambo im Oratorium und dem Taufort im Eingangsbereich erzielen eine ordnende Wirkung des Raumes.

Der schwarze Stahl, als Material in der Region beheimatet, steht im Kontrast zur Farbigkeit der Kirche. Der schwarze Farbton wirkt selbstbewusst, ordnend und zurückgenommen zugleich. Der warme Farbton des Sandsteins in der Buchauflage und dem Taufbecken hingegen verbindet sich farblich mit der hellen Farbigkeit der Bodenplatten. Einer Krone gleich ist der Sandsteinkubus dem Stahlmonolithen würdevoll aufgesetzt.

Ähnlich hat Eva von der Stein 2017 in der evangelischen Kirche in Linkenheim mit Kontrasten gearbeitet. Der mobile Taufort und Ambo bestehen aus schwarzen Stahlprofilen, die blattvergoldete Eichenkuben umschließen. Die Architektin berücksichtigt feinfühlig die Farbgebung und das Licht des Kirchenraumes. Vor dem Hintergrund des überwiegend weißen Kirchenraumes mit Chorfenstern in Rot- und Blautönen soll sich das Schwarz und Gold auch hier selbstbewusst abheben, ordnend wirken und den zentralen Handlungsort markieren.

Für die neugotische Kirche entstand zudem ein Altarkreuz und ein Osterleuchter. Das ca. 50 cm hohe Altarkreuz nimmt in Proportion und Größe Bezug zum Kreuz im zentralen Chorfenster auf. Das schwarze, von innen mit Blattgold versehene Stahlkreuz strahlt sowohl ins Langhaus wie auch in den hinteren Chor hinein und vergegenwärtigt symbolisch die Verwandlung der Dunkelheit ins Licht.

In der Pfarrkirche St. Peter in Andernach hat Eva von der Stein 2007 ihre Kenntnisse als Architektin und Bildhauerin auf besondere Weise unter Beweis gestellt. Im Zuge eines umfangreichen Umbaus der 1955-56 erbauten Kirche, der auch die Renovierung des Innenraumes umfasste, entwarf Eva von der Stein den Altarbereich, eine Marienkapelle sowie das Lichtkonzept.

Die Pfarrkirche wird durch ein Längsschiff mit leicht erhöhter Apsis im Osten und seitlichem niedrigen Anbau im Norden gebildet. Die Beleuchtung erfolgte bisher hauptsächlich über ein Beton-Gitterfensterwerk mit runden und quadratischen Fenstern unter der Traufe des Schiffes und in der ganzen südlichen Querhauswand. Im Zuge des Umbaus wurden die Gemeinderäume in die Kirche verlagert. Der Pfarrsaal sowie Gruppen- und Funktionsräume wurden frei in die Kirche gestellt.

Eva von der Stein entwickelte eine zweistufige Altarinsel aus hellem, französischen Kalkstein, die aus der Apsis herauszutreten scheint. Auf der unteren Stufe befindet sich der Tabernakel, auf dem oberen Niveau der Altar, Ambo, Priestersitz und das Kreuz. Der Sandsteinaltar wurde umgearbeitet und befindet sich im Mittelpunkt. Die Tabernakelstele mit altem Tabernakel sowie der Ambo sind ebenfalls aus Sandstein. Das Hängekreuz von Hans Dinnendahl wurde in der Apsis an einem filigranen Stahlmast aufgestellt. Im neuen Konzept fällt das Licht nun diffus durch ein textilunterspanntes pultförmiges Glasdach in der Apsis auf die Altarinsel. Die Bänke stehen in vier Blöcken frontal und seitlich von der Altarinsel. Der Taufstein befindet sich nun im mittleren Joch des Schiffes.

Aktuell arbeitet Eva von der Stein neben dem Bau eines Kolumbariums in der St. Gregorius Kirche in Aachen an der Fertigstellung der sakralen Ausstattung für die Pfarrkirche St. Dionysios in der Grafschaft Ringen.

Die 1896 im Neugotischen Stil erbaute Kirche wird seit April 2018 saniert. Ähnlich wie in der St. Elisabeth Kirche in Saarbrücken-Altenkessel greift Eva von der Stein auch hier den Gedanken der Wegekirche auf und stellt die liturgischen Orte entlang einer Längs-Achse auf: Den Tabernakel und Altar im Chorraum und den Taufort unter der Orgelempore. Ambo, Priestersitz und Vortragekreuz begleiten diese liturgische Achse.

Der Boden im Chorraum besteht aus grauer Basaltlava mit hellen Kalksteinintarsien. Die Farbwahl korrespondiert mit den vorhandenen Fliesen des Schiffes; das an einen Hermelin erinnernde Muster entspricht der Bedeutung des Chorraumes im Kirchbau. Das schlichte Basaltlava ist in der Osteifel heimisch. Die Architektin verwendet es auch für den Altar, den Ambo und den Taufstein und veredelt sie mit blattvergoldeten Intarsien, die auf das erlösende Licht in der Finsternis verweisen.

Für den Tabernakeltresor werden vorhandene Messingtüren in schwarzem Stahl neu gefasst, der auf einem schwarzen Stahlsockel mit neuem Retabel mit von Hand eingemeißeltem Kreuzmotiv steht. Eva von der Steins Anliegen in der Kirche St. Dionysios ist es, “inmitten der historischen Fülle einen feierlichen, signalhaften Ort der Transzendenz und Ruhe” zu schaffen.

Am 17.02. sind alle Interessierten herzlich zur Altarweihe in die Pfarrkirche St. Dionysios in die Grafschaft Ringen eingeladen und dazu der Transzendenz und Ruhe dieses neu gestalteten Ortes nachzuspüren.

Text: Dorothea von Kiedrowski

Bilder: Eva von der Stein; Linkenheim: Wikipedia; Andernach: Blick aktuell

www.evavonderstein.de