Künstlerin des Monats Dezember 2016 – Barbara Bux

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Barbara Bux: Licht und Elemente im Raum der Stille

Barbara Bux (geb. 1966) arbeitet am liebsten mit Bleistift in großen wie in kleinen Formaten. Oft entstehen dabei thematische Reihen: Pflanzenzeichnungen, Reiseimpressionenaus Afrika, Indien und Südamerika oder freie Formen, die sie „Kalligraphie des Zufalls“ nennt. Das Werk der Frankfurter Künstlerin umfasst aber auch völlig andersartige Kunstbereiche wie Installationen, Foto-Performance, Land-Art und sogar ein Tapetenprojekt.

Für das Berufsgenossenschaftliche Unfallkrankenhaus (BGU) in Frankfurt am Main hat Barbara Bux einen neuen Raum der Stille künstlerisch ausgestattet. Auftraggeberinnen waren die Evangelische Landeskirche in Hessen und Nassau und das Bistum Limburg. Zur Raumgestaltung gehören vier großformatige Bleistiftzeichnungen, die über Eck in Leuchtkästen an der Wand installiert wurden, ein mit ihnen korrespondierendes Licht-Kreuz und das Möblierungskonzept mit Altartisch und Lesepult. Die Zeichnungen stellen die vier Elemente – Wasser, Luft, Erde, Feuer – in der Form von Naturzitaten dar: Wellen auf einem großen Gewässer, Wolkentreiben am Himmel, verschneite Berggipfel und Sonne, die durch Wolken bricht. In jeder dieser Zeichnungen kommt das Licht aus der Bildtiefe. Das heißt: Die Wellen auf dem Wasserbild zeigen sich so, wie man sie in der Natur bei Gegenlicht sehen würde. Tatsächlich werden die Bilder in eigens gefertigten Kästen von hinten beleuchtet. Jedoch ist diese Beleuchtung so sanft, dass sie kaum als eigene Lichtquelle auffällt. Die Bildräume erhalten dadurch eine verblüffende Tiefenwirkung. Der Raum öffnet sich in eine Bildwelt, die darauf angelegt ist, den Blick in die eigene Seele zu erleichtern.

Der Raum der Stille wird für Andachten und Gebetszeiten genutzt. Darüber hinaus wird er täglich von Patientinnen, Patienten und Angehörigen aufgesucht. Weil er allen Konfessionen offen steht, wurde der Raum so eingerichtet, dass die Blickachse nach unterschiedlichen Bedürfnissen gewählt werden kann. Für muslimische Gäste wird die Gebetsrichtung durch eine Markierung am Boden angezeigt. In dieser Richtung ist der Raum frei von anderen Gestaltungselementen. Die Nutzung durch ein multireligiöses Publikum hat zu der Entscheidung geführt, eine christliche Symbolik in jedem Fall unfigürlich zu halten. Das legt sich auch deshalb nahe, weil die Körperlichkeit ein besonderes Thema in einer Klinik ist – zumal in einer Unfallklinik. Die Entscheidung, an dieser Stelle die vier Elemente darzustellen, geht bewusst darauf ein. Die Bilder zeigen keinen Körper, treten aber mit dem Körpergefühl in Beziehung, weil sich die Betrachtenden sofort in sie hineinversetzen können.

Das Licht-Kreuz ist ein veränderbares Element. Die Kreuzform bildet sich in der beleuchteten Fläche durch subtil hellere Linien ab. Über einen entsprechenden Schalter kann aber auch eine einheitliche Lichtfläche erzeugt werden. Als Bild wäre dann nur die feine Linienzeichnung zu sehen als ein künstlerisches Kraftfeld statt einer konfessionell festgelegten Symbolik. Das Licht selbst ist dann als symbolisches Element aller Religionen zu verstehen.

Abb. Barbara Bux, „Die vier Elemente“, Bleistiftzeichnungen auf Büttenpapier in vier Lichtkästen mit farbigen Echtantikglasstreifen (je 80 x 116 cm),Lichtkreuz (180 x 60 cm), Raumkonzept,  Altartisch und Lesepult im Andachtsraum der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik Frankfurt am Main, 2016.

Glaswerkstatt: Schillings, Frankfurt, Möbelbau: Günter M. Wagner, Köln. © Werk: Barbara Bux, Frankfurt, © Foto: Achim Reissner, Hofheim a.T. (redaktionelle Bearbeitung: Claudia Breinl)

Der Beitrag ist entnommen der neu erschienenen Publikation Kunstimpuls126. Andachten zu moderner Kunst in kirchlichen Räumen, hg. Markus Zink, Zentrum Verkündigung der EKHN, Frankfurt 2016

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