Künstler des Monats August 2017 – Luthers Sterbehaus

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LUTHERS STERBEHAUS

Die Tapisserie „Luthers letzte Reise“ 

Für den Erweiterungsbau des Museums „Luthers Sterbehaus“ in Eisleben entwickelte das  Künstlerkollektiv SEPIA ein raumumspannendes textiles Kunstwerk.


Für den Multifunktionsraum im Museumsneubau  in Eisleben waren akustische und atmosphärische Verbesserungen nötig. Durch die Entscheidung für ein textiles Material ergab sich die Chance, mit dem Medium Bildteppich künstlerisch und technisch etwasBesonderes zu wagen.

Zum Glück gibt es nach wie vor die Kenntnisse der künstlerischen Gobelinweberei an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle. Das SEPIA Institut für Textile Künste aus Halle, eine Gründung aus der „Burg“ heraus, erarbeitete für die Stiftung Luthergedenkstätten Sachsen-Anhalt das Konzept für den Tagungsraum.

Die Künstler aus den Bereichen Bereichen Malerei, Webtechnologie und Architektur, Prof. Ulrich Reimkasten, Katharina Stark, Andreas Köppe und Soo Youn Kim, zeigen auf einem raumumspannenden, 32 Meter langen Fries in assoziativen Fragmenten Annäherungen an  Sterben und Tod. Der architektonische Bezug ergibt sich aus der Zuordnung der Einzelteile im Verhältnis zu Raumkanten, Türen und anderen Elementen. Bei 2,30 m Höhe ist die 32 m lange Tapisserie gegliedert in fünf Teile, die zusammengehören. Die Themenwahl der Künstler führte zu folgenden Inhalten: “der weite Horizont der Zukunft“, der „endlose Raum der Vergangenheit, die „Projektionen auf dem Vorhang der Geschichte“ und „Zitate einer realen Gegenwart“.

Es sind figürliche Darstellungen, die aus Farbräumen heraustreten und sich wieder in Farben auflösen. Es gibt kein lineares Erzählen. Eher blitzen Bilder auf, maßstäblich unverbunden, so dass sie mal näher, mal ferner rücken in einem poetischen Raum-Zeit Gewebe. Überlagerung und Durchdringung durch Collage- und Montageverfahren, unterschiedliche Gewebebindungen und Materialstrukturen und die Handschriften der einzelnen KünstlerInnen erzeugen eine komplexe Bildwelt.

„Die Gefahren eines Historismus, der banalen Didaktik, der reformatorischen Propaganda, der narrativen und naiven Abfolge sollten hier durch Genauigkeit gegenüber biografischen und historischen Fakten und durch eine poetische Überhöhung der Motive umgangen werden.“ (Prof. Reimkasten)

Das Umsetzen des Entwurfs in eine Bindungskonstruktion für die Realisierung in Jacquardtechnik war eine technische Herausforderung, der sich die KünstlerInnen stellen mußten. Nur in einer hochspezialisierten digital gesteuerten Jacquardweberei (Industrieweberei Gebr. Munzert, Marlesreuth) konnte dieses Format und diese komplexe Bildstruktur umgesetzt werden, indem man durch übereinander liegende Materialien durchscheinende Gewebeschichten schuf. Es wurden an die 400 einzelne Bindungskonstruktionen kreiert, um ein weites Spektrum differenzierter Farbnuancen zu erreichen.

Die Künstler verfügen über ein selten gewordenes Know-how der Textilgestaltung. Dies ist die Spezailität von SEPIA – Institut für Textile Künste im Vordergrund. SEPIA ist ein Institut für textile Künste an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle untere der Leitung von Prof. Ulrich Reimkasten, das sich der Erforschung, Bewahrung und Förderung textiler Künste sowie deren transdisziplinärer Anwendung widmet.

www.sepia-institut.eu

(siehe auch den Artikel in der ZS “Kunst und Kirche”, Heft 2/ 2017 von Tiemo Ehmke)