ARMIN GÖHRINGER
In der zeitgenössischen Skulptur wurde durch die Verwendung von Alltagsmaterialien und Gebrauchsgegenständen, durch das Prinzip von Assemblage und Collage, Zitat und die Verfremdung eine neue Tür für die plastischen Künste geöffnet. Doch daneben besteht weiter eine durch Handwerklichkeit und Wertigkeit des Materials ausgezeichnete Bildhauerei. Die Arbeiten von Armin Göhringer sind dafür ein Beispiel. Er lebt seit Jahrzehnten den Umgang mit Holz und beherrscht ihn meisterhaft. Das ist seine handwerkliche Seite aus der souverän die künstlerische erwächst.
Gearbeitet wird mit Motorsäge und Brenner, was nach Grobschlächtigkeit klingt, aber bei Göhringer erstaunlich filigrane Gestaltungselemente hervorbringt. Die Hölzer von Platane und Pappel werden von ihm bevorzugt.
In Göhringers abstrakter Formensprache ist Anthropomorphes und Architektonisches enthalten. Viele seiner Skulpturen bilden die Spannung zwischen Stärke und Schwäche, Dichte und Transparenz, Starrheit und Bewegung ab. Es gibt schwarze lastende Volumen, biegsame schlanke Gestänge, zarte Gitternetze. In den Varianten und Kombinationen dieser Elemente lassen sich menschliche Charaktere und Befindlichkeiten erspüren. Neben massige Formen treten Aussparungen, die Volumen ex negativo formulieren. Zu figurverwandter Körperlichkeit tritt das architektonische Gebilde. Ins Grafische weisen die Gestaltungen durch ihre Schwärzung und die Linienführung feinster Holzstäbe in Reihungen und Überkreuzungen. Diese Schwärzung durch Pigment und Leinöl erzeugt eine samtig schimmernde Oberfläche. Das Licht wirkt auf ihr wie ein Weichzeichner, der Unebenheiten, Schrunden und Kerben mit einer dunklen Stofflichkeit umschmiegt.
Die hölzernen Oberflächen werden also nicht geglättet, sondern Schwundrisse, Verwachsungen, Absplitterungen versteht der Künstler als Individualität des Holzstücks, das ja aus einem über Jahre gewachsenen Baum hervorgegangen ist. Das Wesen von „Bruder Holz“ wird respektiert und so werden diese Narben der Zeit selbstverständlich Teil des Werks. Nicht Stärke und Robustheit sind die Botschaft, die die vom Kleinplastischen bis Monumentalen variierenden Skulpturen überbringen wollen, dazu stehen sie zu instabil da, sind eher Frage als Antwort. Dieser Eindruck bestätigt sich in einer Serie von Wandobjekten, bei denen der Künstler handgeschöpftes Papier auf die Holzteile aufbringt und damit eine verwandte zartere Textur und ein verletzliches Element hinzufügt. Hier wird nun auch die Farbe bzw. Substanz „weiß“ für das Leichte, Ephemere, Vergängliche in Göhringers Arbeiten zum Inhaltsträger.
Armin Göhringer hat schon mehrfach in Kirchenräumen gearbeitet. Wie er selbst sagt, macht er gern etwas, das gebraucht wird. Neben Altarraumgestaltungen hat er beeindruckende Orgelprospekte verwirklicht.
(Claudia Breinl)