KBT München – Exkursionen

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Artionale – Gegenwartskunst in evangelischen Kirchen Münchens (Exkursion No. 7: “Kirche-Kunst”)
Die Artionale – Tage für Neue Musik und Gegenwartskunst in Münchens evangelischen Kirchen ist ein hörbarer, sichtbarer evangelischer Akzent im kulturellen Leben Münchens. Die Kirche am Ort wird in Beziehung gesetzt zu universellen kulturellen Lebenszusammenhängen; die Verbindung von Kunst, Musik und Kirchenraum regt zur Reflexion an und schafft neue Sichtweisen. Die Artionale 2014 verspricht spannende Erkundungen. Das Unsichtbare hat seine eigene Faszination. Das Bilderverbot in der Religion betont, das Heilige sei nicht darstellbar, anders würde es sich nicht um das Heilige handeln. Kunst, Kirche und Politik wollen auf das hinweisen, was wir nicht sehen und häufig auch nicht sehen wollen. Eine inspirierende Rundfahrt an die Ausstellungsorte ermöglicht Gespräche mit den Künstlern und den Initiatoren der Artionale.

  • Stadtdekanin Barbara Kittelberger, München / Klaus von Gaffron, Berufsverband Bildender Künstler München und Oberbayern/ Pfarrer Gerson Raabe, München

Evangelisch präsent am Ort des Terrors? – Führung durch die KZ-Gedenkstätte Dachau und die Versöhnungskirche (Exkursion No. 3: “Dachau”)
Freitag, 10. 10. 2014, 13.30 Uhr (Busabfahrt in München, Beginn in Dachau ca. 14.15 Uhr am Besucherzentrum der KZ-Gedenkstätte) bis 19.00 Uhr

Das KZ Dachau wurde am 22. März 1933 als eines der ersten Terrorlager in Nazi-Deutschland errichtet. Zunächst wurden hier Kommunisten, Sozialdemokraten, Gewerkschafter und andere politische Gegner von den SS-Leuten geschunden. Bis zur Befreiung am 29. April 1945 waren mehr als 200.000 Menschen im Lagerkomplex inhaftiert, von denen über 40.000 ermordet wurden. Bei einer Führung über das Gelände der KZ-Gedenkstätte geht es um das Schicksal der Häftlinge und um die Frage, wie die Kirchen auf die Verbrechen im Lager reagiert haben. Als auf dem Areal in den 1960er Jahren die Gedenkstätte gestaltet wurde, entstanden auch kirchliche Erinnerungsorte. Helmut Striffler, der Architekt der 1967 eingeweihten Evangelischen Versöhnungskirche, wird vor Ort Entstehung und Gestaltung seines Baus erläutern.

  • Pfarrer Dr. Björn Mensing, Dachau / Prof.Dr.-Ing. E. h. Helmut Striffler, Architekt, Mannheim

Evangelische Kirchen(neu)bauten in der Flughafenregion – Aschheim, Ismaning, Eching (Exkursion No. 2: “Flughafenregion”)
Der Nordosten von München hat sich, bedingt durch den Flughafenneubau, zu einer Zuzugsregion entwickelt. Diesem Bevölkerungswachstum hat die Evangelische Kirche seit Ende der 1990er Jahre mit dem Neubau von mehreren kleinen Kirchen und Gemeindezentren Rechnung getragen. Mit der Segenskirche in Aschheim (1996, Architekt Friedrich Kurrent), der Magdalenenkirche in Eching (1999, Architekt Rüdiger Möller) und der Gabrielkirche in Ismaning (2009, Architekt Theo Steinhauser) entstanden drei unterschiedliche Gemeindezentren mit sehr schönen Gottesdiensträumen. Alle drei Kirchenräume wurden als Zentralraum gestaltet. Auf unterschiedliche Weise öffnet sich in allen Beispielen ein bergender introvertierter Raumtyp nach oben und lässt das Licht eine besondere Rolle spielen.

  • Stefan Neukamm, Architekt, Gesamtkirchengemeinde München

Evangelische Präsenz im Voralpenbereich –Tegernsee und Rottach Egern (Exkursion No. 1: “Voralpenbereich”)
Olaf Andreas Gulbransson hat in seiner kurzen Lebenszeit (1916-1961) mehr als 20 Kirchen für die Evangelische Kirche in Bayern gebaut. All seinen Raumschöpfungen liegt eine auf die liturgische Funktion bezogene Raumspannung zugrunde. Die Raumstruktur ist von innen, von der gottesdienstlichen Funktion her gedacht und entwickelt. In der Christuskirche in Schliersee 1953/54 und der Auferstehungskirche in Rottach-Egern 1954/55 kann das Besondere dieser Räume erfahrbar werden. Beide Kirchen sind in den letzten Jahren saniert worden. In Rottach konnte eine außergewöhnliche Kreuzigungsgruppe von Meide Büdel (Kunstpreisträgerin der ELKB 2008) verwirklicht werden. Als Beispiel einer der frühesten evangelischen Kirchen in dieser Region wird die Christuskirche in Tegernsee von 1893-94 (Albert Schmidt, München) besichtigt.

  • Stefan Lautner, Architekt, Landeskirchenamt, München / Meide Büdel, Künstlerin, Nürnberg/ Dr. Matthias Ludwig, Theologe, Schweinfurt

Kreuzigungsgruppe Gulbrannson-Kirche Rottach-Egern 2011

Die von mir geschaffene Kreuzigungsgruppe an der evangelischen Kirche in Rottach-Egern ist die Darstellung Jesu Christi, bereit, Leid und Qual bis zur Aufgabe auf sich zu nehmen,- der Kampf mit dem Tod und die Einsamkeit darin.
Alles andere tritt durch diesen konzentrierten Moment in den Hintergrund. Aus diesem Grund sind die beiden seitlich stehenden Figuren nicht bildhaft gestaltet oder gar personifiziert.
Ich möchte die Möglichkeit schaffen, in diesen Positionen den Menschen als solchen, sich selbst sehen zu können.
Der konzentrierte Mittelpunkt der Kreuzigungsdarstellung ist eine sich öffnende Form aus Lärchenholz. Sie teilt sich in zwei kubische Blöcke, die durch Feuer geschwärzt sind.
Der Körper wird durch zwei starke Riemen aus Gummi festgehalten und damit quasi in die Kirchenwand hineingedrückt.
Die Riemen sind  mit vier Sechskantschrauben in der Wand verankert
Alle anderen „Informationen“ treten dagegen in den Hintergrund. Das Kreuz ist nur durch eine schmale weiße Linie in der Wand skizziert, es durchdringt am Fußende, bedingt durch die Wandneigung, die Fassade und tritt oberhalb der kubischen Form aus derselben wieder heraus.
Das Gleiche gilt für die beiden Sockel (und den unterhalb der Kreuzlinie), auf denen üblicherweise Johannes und Maria stehen. Nur durch schmale Linien wird angedeutet, dass hier der trauernde Mensch sein könnte.
Alle Linien sind schmale, mattweiß lackierte und bündig in die Wand eingesetzte Metallbänder.

Meide Büdel

Kreuzigungsgruppe

“Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth,
den Gekreuzigten…      …er ist nicht hier.”

Mit diesen Worten am leeren Grab beginnt in Markus 16,6 das bis heute andauernde „Skandalon des Kreuzes“. Gott wirkt nicht so, wie wir es erwarten, Gott hält sich nicht an unsere Regeln, Gott ist  immer wieder neu, immer wieder anders. Immer wieder ver- oder zerstört er unsere gewohnten Bilder und Blickwinkel, mit denen wir uns in unserem Leben einzurichten suchen.
Das Volk war über die Lehre Jesu entsetzt (z.B. Mt.7,28), über seine Wunder (z.B. Mt.12,23), über seine Macht (z.B. Mk.6,51), 28x taucht das Wort Entsetzen in den Evangelien auf. Was unsere Bibel damit zum Ausdruck bringt, ist, dass die Begegnung mit diesem Gott den ganzen Menschen in Bewegung setzt, dass er alles hinterfragt, dass es nicht um eine intellektuelle Spielerei geht, sondern um „alles oder nichts“. Entsetzen und sich dann Neuorientieren – ein wesentliches Merkmal unseres Glaubens. Die Kunstgeschichte hat diese Bewegung aus unserer Heiligen Schrift über Jahrhunderte hinweg nachvollzogen. Alle Darstellungen, die wir vom Gekreuzigten kennen, waren in ihrer Zeit immer überfordernd – blutüberströmte Kreuzigungsszenen des Barock sind nur ein Beispiel. Das verstörende, aufrüttelnde Moment in der Kunst wird vor allem seit dem letzten Jahrhundert sichtbar. Angesichts der dauernden Schrecken ist für viele Künstlerinnen und Künstler eine realistische Darstellung kaum mehr möglich. Eine Annäherung gelingt nur noch über die Reduzierung auf Formen und Symbole. Das Kreuz ist kein Schmuckstück, sondern Symbol eines grauenhaften Todes, aus dem unser Gott dennoch in der Lage ist, neues Leben zu schaffen. Welch größere, ergreifendere Kraft, kann es geben. Als wir uns als Kirchengemeinde vor über 6 Jahren auf den Weg gemacht haben, die ursprünglich geplante aber nie verwirklichte Kreuzigungsgruppe über dem Hauptportal unserer Auferstehungskirche zu realisieren, war der Strudel, in den uns diese Aufgabe ziehen würde, nicht abzusehen. Fassungslosigkeit und Überforderung waren unsere Begleiter. Wir standen vor Modellen und Entwürfen, die uns in Form und Inhalt anstrengten, die wir emotional und intellektuell nicht begreifen konnten, die uns nicht berührten, oder zu sehr, die wir uns nicht an unserer Kirche vorstellen konnten. Denn das ergab sich als Verpflichtung: Eine historisierende Darstellung der Kreuzigungsgruppe konnte es nicht sein. Die Verwirklichung des Architektenplans unserer Kirche mit einem vorhandenen Entwurf aus den 50er Jahren hätte jede Weiterentwicklung geleugnet. Die Kirche von O.A. Gulbransson war schon zur damaligen Zeit eine Revolution. Dem Geist der Kirche als aufrüttelndes, theologisches Bauwerk wird nur eine zeitgemäße Darstellung gerecht. Es kann nur wie damals sein: An den Grenzen des Machbaren, mit echter Tiefe, mit großem Ernst und ohne die bestehende Architektur der Kirche zu gefährden.

Kirchengemeinde Tegernsee, Rottach-Egern und Kreuth,
Pfarrer Dr. Martin Weber

Auferstehungskirche in Rottach-Egern
Architekt: Olaf Andreas Gulbransson; Ausstattung: Büro Gulbransson (Altar, Ambo, Taufstein), Joseph Oberberger, Arno Bromberger, Manfred Hollmann (Farbfenster), Inger Gulbransson-Jansen (Paramente).
Zuzug vieler Evangelischer an den Tegernsee, v. a. aus dem Osten, in den Nachkriegsjahren – die Kirche in Tegernsee reicht bald nicht mehr aus.

1952 Vorbereitung Kirchenneubau in Rottach-Egern – Grundstückserwerb, Gründung Kirchenbauverein.

1953 August – Beauftragung Gulbranssons, November – Grundsteinlegung.

1954 Mai – Grundstückstausch/Erwerb des jetzigen Grundstücks, Herbst – Genehmigung der Pläne und Baubeginn.

1955 Juli – feierliche Einweihung.

1958 Mai – Weihe Stahlgußglocken mit elektrischem Läutwerk.

1966 Kupferdach statt Eternitdach.

1991 Aufstellung neue Orgel.

1999 Deckenverschalung – Veränderung der Raumwirkung.

2002 Aufnahme in die Bayer. Denkmalliste.

Grabstätte des Architekten Olaf Andreas Gulbransson auf dem Friedhof (Familiengrab).

Christuskirche in Schliersee
Architekt: Olaf Andreas Gulbransson, Ausstattung: O.A. Gulbransson, Inger Gulbransson-Jansen (Paramente).
Bestrebungen und erste Planungen zu einem ev. Kirchenbau in Schliersee ab Mitte der 1920er Jahre (Kirchenbauverein, Grundstückserwerb, Planungen Architekt Fritz Norkauer).
1952 Gründung Kirchenbauausschuss – Beschränkter Wettbewerb mit: Otto Grimm, Bruno Biehler, Olaf Andreas Gulbransson (alle München) – Gutachter: Hans Döllgast, Hans Knapp-Schachleiter. Sieger: O.A. Gulbransson (Februar 1953).
1953 September – Baubeginn, Oktober – Grundsteinlegung, Dezember – Rohbau-Fertigstellung.
1954 Juni – Einweihung.
1959 Aufhängung der Glocken, 1971 Weihe der Orgel (Gerhard Schmid).
2002 Aufnahme in die Bayer. Denkmalliste.
2011 Renovierung nach zwischenzeitlicher Schließung aufgrund statischer Probleme (Deckenkonstruktion). Seit Wiedereröffnung Nutzungserweiterung für Kultur und als Kasualienkirche.
Erster Kirchen-Neubau des Architekten Olaf Andreas Gulbransson.

Christuskirche in Tegernsee
 1890  September – Gründung Protestantischer Kirchenbau-Verein.
  Nachfolgend Bauplan durch Baumeister Hofmann, Tegernsee, abgelehnt vom Landratsamt, danach Beauftragung von Albert Schmidt, Königlicher Hofbaumeister in nchen.
Architekt:   Prof. Albert Schmidt
Ausstattung: Albert Schmidt (Altar, Kanzel), K. Söhn (Altarbild – Kopie nach E. v. Gebhardt), Adam Kleinschroth (Taufstein), Hofglasmalerei Zettler, später Meyer’sche Hofglasmalerei (Fenster)
Orgel: Kessenbrock, heute Deininger und Renner Steinmeyer, Oettingen, Glocken: Glockengießerei Ulrich, Apolda.
1893  August – Grundsteinlegung.
1894  Oktober – Einweihung.
1930  Renovierung: Putzflächen der Wandfelder, Fassadengliederung mit Rauhputz überzogen, Stützpfeiler an Außenfassade entfernt.
1959  Renovierung : Schließung dreier Buntglasfenster in der Apsis. Zurückhaltendes, schmuckloses Farbkonzept. Aufteilung Bankblock mit Mittelgang.
Entfernung Taufstein. Vorgelagerte Säulen im Sockelbereich zugebaut, Wandflächen zwischen Säulen mit Holzverkleidung versehen.
1990  Renovierung  Außen Wiederherstellung der ursprünglichen Putzstruktur + Gliederung sowie der farblichen Gestaltung.
Innen Öffnung zugemauerte Fenster im Altarraum, Wiederherstellung des Bank-Mittelblocks, Taufstein wieder in Mittelachse, Rückgewinnung Farbkonzept, neues Beleuchtungskonzept.

Olaf Andreas Gulbransson
Geboren am 23.Januar 1916 in München.
Sohn des aus Norwegen stammenden Karikaturisten, Zeichners und Malers Olaf Gulbransson (1873–1958) und der österreichischen Schriftstellerin Grete Gulbransson, geb. Jehly (1882-1934).
Kindheit in München – „Kefernest“ am Englischen Garten. Vielseitige künstlerische Begabung. Ausgeprägtes architektonisches Interesse.
1923  Trennung der Eltern, Gulbransson lebt abwechselnd bei Vater und Mutter, mit 9 Jahren zieht er zum Vater und dessen dritter Ehefrau, Dagny Björnson, nach Norwegen.
1927  Rückkehr mit Vater und Dagny Björnson nach München. Wohnung und Schulbesuch in Schwabing (Oberrealschule).
1929  Umzug mit Vater und Dagny Björnson auf den „Schererhof“ am Tegernsee, privater Schulunterricht.
1932-35 Landschulheim Schondorf am Ammersee: Gymnasialbildung und Erlernen künstlerisch-handwerklicher Fähigkeiten.
1934 – Tod der Mutter.
1935-39 Architekturstudium an der Technischen Hochschule München – bei Adolf Abel, German Bestelmeyer, Hermann Buchert, Hans Döllgast und Roderich Fick.
1939  Diplom. Kurzzeitiges Studium bei seinem Vater an der Akademie für Bildende Künste in München, wo dieser seit 1929 als Professor lehrt. Einberufung – Stationierung in Frankreich. Hochzeit mit Inger Jansen.
1940-45 Rückkehr aus Frankreich aufgrund Lungenleiden, Lazarettaufenthalte. Zulassung zum Vorbereitungsdienst für Beamte im höheren bautechnischen Verwaltungsdienst.
Ab 1944 Regierungsbauassessor bei der Bayerischen Staatsbauverwaltung.
1949-51 Umzug der Familie nach München, Tätigkeit in der Werbeabteilung der Firma Agfa.
1952/53 Teilnahme am beschränkten Wettbewerb für die Christuskirche in Schliersee – 1. Preis.
1953-61 Tätigkeit als freier Architekt, Büro in München. Entstehen zahlreicher richtungweisender evangelischer Kirchenbauten zunächst in Bayern, dann im gesamten Bundesgebiet. Mitarbeit beim Arbeitsausschuss des Ev. Kirchbautags. Mehrere Ausstellungen. Tagungen, Vorträge.
Tod am 18. Juli 1961 – bei einem Unfall auf der Autobahn zwischen Pfaffenhofen und der Holledau.
Prägend für sein Werk ist eine offene Zeltarchitektur, das Spiel mit geometrischen Grundformen (Þ L.C. Sturm!) sowie die zentrale Anordnung von Altar, Kanzel und Taufbecken. In seinen Kirchenräumen sind Pfarrer und Gemeinde einander meist in einem offenen Kreis zugeordnet – so, wie sich eine Gruppe von Hörern um den Redner bildet.
Werk: Erster Kirchenbau 1954 – Christuskirche in Schliersee. Danach 26 weitere Kirchenneubauten nach seinen Plänen, acht bis zu seinem Tod, die weiteren postum bis 1967. Ausgeführt wurden auch Umbauten, Erweiterungen und Renovierungen an Kirchen – beginnend mit St. Salvator in Schweinfurt (1953) bis zu seinem Tod fünf, weitere vier postum bis 1965. Im Profanbau insbesondere das Auditorium der Ev. Akademie Tutzing (1959). Zahlreiche unausgeführte Projekte (Wettbewerbe, Voranfragen, Vorprojekte).

Katholische Neubauten – Herz Jesu Kirche, Pfarrkirche Neuried, Dominikuszentrum am Hasenbergl (Exkursion No. 5: “Neue Kath. Kirchen”)
Herz-Jesu-Kirche
Im gründerzeitlich geprägten Stadtteil Neuhausen nimmt die neu errichtete Pfarrkirche Herz Jesu eine in jeder Hinsicht herausragende Stellung ein. Als Ersatzbau für eine 1994 abgebrannte Vorgängerkirche entstand nach Plänen von Allmann Sattler Wappner Architekten ein moderner Kirchenbau, dessen Architektur, Raumstruktur und  Ausgestaltung einerseits neuartig und ohne Vorbild sind und sich dennoch konzise in die reiche Tradition kirchlichen Bauens einreihen. Leitidee des Kirchenbaus ist der Dialog von Offenheit nach außen und Geborgenheit im Inneren. Der im Umriss kubische, vollständig gläserne Baukörper ist von der Altarinsel, dem geistigen Zentrum aus, konzipiert. Ein monumentaler, raumfüllender Kreuzvorhang aus transluzentem, gold schimmernden Metallgewebe (Lutzenberger) mit rasterartiger Quadratstruktur  setzt sich formal an den inneren Seitenwänden aus hellem Ahornholz fort, deren vertikale Lamellen durch unterschiedliche Stellung das Licht subtil und absichtsvoll zum Altar lenken.  Zwei monumentale, tiefblau leuchtende gläserne Portalflügel sind gestaltet mit Zeichen, die an uralte Keilschriften erinnern (Beleschenko). Die so „übersetzten“ Textpassagen sind dem Passionsbericht nach Johannes entnommen, der zentralen Grundlage für die Herz-Jesu-Verehrung und somit für das Patrozinium der Kirche.

Pfarrkirche Neuried

Dominikuszentrum

  • Hans-Jürgen Dennemarck, Erzbischöfliches Ordinariat

Kirchen nach Zeitschienen – Stadtentwicklung (Exkursion No. 8: “Stadtentwicklung”)

Der Fokus der innerstädtischen Exkursion liegt auf der geschichtlichen Entwicklung einer sakralen Topographie der Stadt München. Hintergrund ist die stadträumliche Analyse der Kirchen in München in zeitlichen Schichtungen. An diesen Zeitschichten einer sakralen Topographie lassen sich die Veränderungen der öffentlichen Präsenz der Kirchen in München ablesen. Die konkreten Ergebnisse dieser intensiven, fruchtbaren Recherchen am Lehrstuhl Deubzer /TU München werden im Rahmen eine innerstädtischen Exkursion anschaulich gemacht
.

  • Prof. Hannelore Deubzer, TU München / Architekt Rudolf Graf, TU München / Babara Schnelle, Architektin TU München

Liturgie und Raumschöpfungen – Waldkirche Planegg, Friedenskirche Gräfelfing, Himmelfahrtskirche München-Sendling (Exkursion No. 10: “Liturgie und Raum”)
Das Thema Zentralraum bildet den roten Faden dieser Kirchen-Exkursion im Münchner Südwesten: Von der Waldkirche Theodor Fischers in Planegg als – mindestens für den süddeutschen Raum – dem Ursprung eines zentralen Kirchenraums aus dem Jahr 1926 geht die Fahrt weiter nach Gräfelfing. In der 1971 von Theodor Steinhauser gebauten Friedenskirche bildet der Kirchenraum seine Mitte mit der umgebenden Landschaft an der Würm und ist deshalb bewusst nicht als Vollkreis ausgebildet. Abschluss bildet die aus einer ehemaligen Bierhalle namens “Elysium” 1920 entwickelte und nach Zerstörung und 1950er Jahre Wiederaufbau vor 20 Jahren völlig neue und liturgisch zentral ausgerichtete Himmelfahrtskirche im Stadtteil Sendling.

  • Kirchenrat Reinhard Lambert Auer M.A., Kunstbeauftragter Evang. Landeskirche Württemberg, Stuttgart/ Christof Illig, Landeskirchliches Baureferat, München

Moschee in Penzberg (Exkursion No. 6: “Moscheen”)
Das Islamische Zentrum Penzberg stellt eine Besonderheit dar. Während sonst Moscheeneubauten in Deutschland fast immer dem „türkischen Stil“ folgen (Kuppel, Bleistiftminarette, Fließendekor im Inneren), wurde hier eine neue Formensprache gefunden, die in die Landschaft an der Benediktenwand passt. Nach intensiver Abstimmung mit der Kommuneund den beiden Kirchengemeinden am Ort vergab die Moscheegemeinde den Planungsauftrag an den Architekten Alen Jasarevic (geboren 1973), der hier seinen ersten Sakralbau schuf.

  • Dr. Rainer Oechslen, Landeskirchenamt, München / OKR Michael Martin, Landeskirchenamt, München / Imam Bejamin Idriz, Penzberg / Gönül Yerli, Islamisches Forum, Penzberg

Profane Erlebniswelten – BMW-Welt, Allianz-Arena (Exkursion No. 9: “BMW-Welt + Allianz-Arena”)
Im Norden von München wurden 2005 mit der Allianz Arena (Architekten Herzog & de Meuron, Basel) und 2007 mit der BMW-Welt (Architekturbüro Coop Himmelb(l)au, Wien) zwei neue Kristallisationspunkte geschaffen, die sich rasch zu Publikumsmagneten entwickelten und mit jährlich weit mehr als jeweils 1 Million Besuchern – noch vor Schloss Neuschwanstein – die meist frequentierten Gebäude in Bayern sind. Was macht diese Faszination und die hohe Attraktivität aus? Sicherlich sind es die Marken BMW und FC Bayern, die sich zum Global Player entwickelt haben und Anhänger aller Gesellschaftsschichten und Altersklassen anziehen. Aber darüber hinaus werden mit einer spektakulären Architektur und einer suggestiven Inszenierung in beiden Fällen besondere Erlebniswelten geschaffen.

  • Angela Voss, Kunsthistorikerin, München

Räume der Stille – Andachtsräume im Bayerischen Landtag und  im städt.
Krankenhaus Harlaching (Exkursion No. 4: “Räume der Stille”)

  • Franziska Stoellger,  Pastorin, Winsen/Luhe / MdL Diana Stachowitz, München / Werner Mally, Künstler, München

 

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