Institutsgeschichte

Geschichte des Instituts für Kirchenbau und kirchliche Kunst der Gegenwart an der Philipps-Universität Marburg

KBI: FORSCHUNGSLABOR FÜR ARCHITEKTUR – KUNST – RELIGION

Das Institut für Kirchenbau und kirchliche Kunst der Gegenwart war ein 1961 gegründetes Forschungslabor für zeitgenössische Kunst, Architektur und zeitgemäße Darstellungsformen von Kirche an der Philipps-Universität Marburg, seit 2010 waren die Räumlichkeiten und die Bibliothek des KBI in der Alten Universität in Marburg untergebracht und an die Lehre und Forschung angeschlossen. Das interdisziplinäre Team am Institut arbeitete an der Schnittstelle von Kunstwissenschaft und Praxis, Architektur, kirchlicher Praxis, Wissenschaft und universitärer Lehre sowie Reflexion von Gegenwartskunst und Architektur.Im März 2022 wurde das Institut geschlossen. Diese Website dokumentiert die Projekte und führt die Schnittstellen und Analysen von Spannungen und Relationen von Gegenwartskunst und -architektur mit Religionen als Onlinemagazin weiter.

GEGENWARTSKUNST + ARCHITEKTUR IN THEORIE + PRAXIS

Neben Forschung, Veranstaltungs- und Ausstellungsorganisation, war es eine Aufgabe des Instituts religiöse Praxis durch genaue Wahrnehmung der zeitgenössischen Kunst und Architektur und ihre wissenschaftliche Reflexion zu analysieren: Dies zeigt sich auch in den Kirchbautagen, die das KBI bis 2022 organisierte und zweijährig an unterschiedlichen Standorten begleitete. Ein Schwerpunkt war die Analyse eines Strukturwandels von Gesellschaft und Kirche und damit einhergehend die Bearbeitung eines Funktionswandels kirchlicher Gebäude in Zusammenarbeit mit Architekt*innen und Künstler*innen sowie Soziolog*innen und Stadtplaner*innen. Zu innovativen Beispielen gegenwärtiger Architektur entstanden monatlich Beiträge im Architekturflash.

Der zweite Schwerpunkt war die Analyse religionsbezogener Gegenwartskunst und die eigene künstlerische und kuratorische Praxis. Diese geschah in künstlischen Experimenten wie der Performance- und Ausstellungsreihe Liturgy Specific Art sowie in durch das Kurator*innen-Team des KBI organisierten Ausstellungen. In künstlerischen Kooperationen entstanden zwei bis drei Ausstellungen jährlich mit über 20 Künsterinnen und Künstlerin. 2018 startete die neue Tagungsreihe des Bildertags, in der – unter anderem durch Sybille Krämer, Hans Belting und Dirk Westerkamp – Bildwissenschaft, Kunstwissenschaft, Philosophie und Theologie in den Dialog gebracht wurden. In Kooperation mit dem Rudolpf-Bultmann-Institut für Hermeneutik werden die Bildertag seitdem fortgesetzt. Monatlich zeigte die Rubrik Künstler*in des Monats Gegenwartskunst im Dialog mit Religionen. Gemeinsam mit einer Redaktion aus internationalen Forscher*innen und Autor*innen erscheint viermal jährlich die Zeitschrift kunst und kirche. Magazin für Kritik, Ästhetik und Religion. Das KBI gab diese gemeinsam mit der Kunstwissenschaft an der Universität in Linz, vertreten durch Univ.-Prof.in Dr.in Ilaria Hoppe heraus.

FORUM FÜR EXPERIMENTE, DIALOGE + UNGEWÖHNLICHE VERBINDUNGEN

Das Institut war ein Ort kreativer Impulse und ein Forum für offene Fragen von Kunst und Architektur. Die Publikationen und Tagungen, die Vorträge, Ausstellungen, Workshops und die Performancereihe LSA sowie die Homepage bieten weiterhin eine Plattform, um diese Debatten zu verfolgen und sich an ihnen zu beteiligen. In gemeinsamen Projekten und Workshops arbeitete das KBI regelmäßig interdisziplinär mit anderen Universitäten und Fachhochschulen zusammen, beispielsweise zu neuen Entwürfen des von Meinhardt von Gerkan entworfenen Christuspavillions mit der Bauhausuniversität Weimar oder zur Werkstatt Wittenberg mit den Architekturfakultären der TU Dresden, TU Kaiserslautern und TU München und der Wüstenrot Stiftung. Publikationen in der Reihe KBI beim Jonas Verlag dokumentieren Projekte, Konzepte und Themen um die Relation von Künsten und Religionen. Der Newsletter informierte über Projekte des Instituts und gibt eine breite Übersicht über aktuelle Ausstellungen, Forschungs- und Bauprojekte. Über Instagram geben wir weiterhin Einblick in die aktuelle kuratorische Konzeption und künstlerische Zusammenarbeit auf @liturgyspecific.art.

Der ehemaltige Institutsdirektor Prof. Dr. Thomas Erne war bis 2022 Universitätsprofessor und Mitglied im Fachbereich Evangelische Theologie der Philipps-Universität. Lehrveranstaltungen in Praktischer Theologie und im Modul Religionsästhetik und Kommunikation wurden von Studierenden der Kunstgeschichte, Medienwissenschaft, Lehramt und der Theologie gemeinsam besucht. Exkursionen und Seminare fanden regelmäßig zu Veranstaltungen der Kunst statt wie zur documenta und Biennale. Das interdisziplinäre Team des KBI vereinte die Expertise aus Religionsforschung mit Kunstwissenschaft und Kunstgeschichte sowie Architekturgeschichte mit Erfahrung in der Kunstpraxis und dem Kuratieren von Projekten und Ausstellungen. Eine künstlerische und eine wissenschaftliche Mitarbeiterin kooperierten dafür mit Redakteurinnen und Bibliothekarinnen an der Schnittstelle von kuratorischer, künstlerischer und wissenschaftlicher Praxis.

Im Institut stand eine Spezialbibliothek zu moderner und zeitgenössischer Kunst und Architektur, Medientheorie und ästhetischer Theorie und eine Auswahl von aktuellen Fachzeitschriften der Kunst und Architektur. Es besteht eine umfangreiche Sammlung von Dias zum Kirchenbau in einem Bildarchiv, welches in Koopertation mit dem DDK Bildarchiv Foto Marburg digitalisiert und im Bildindex der Kunst & Architektur zu großen Teilen für die Forschung zugänglich gemacht wurde.

Das Institut war Teil des Kulturnetzwerks der EKD. Es pflegt intensive Kontakte zu den Kulturbeauftragten der EKD, den Kunstbeauftragten und den Bauamtsleiter*innen der Landeskirchen. Das Institut war zugleich Teil des Fachbereichs Evangelische Theologie an der Philipps-Universität Marburg und arbeitete eng zusammen mit den Fachbereichen der Architektur, Soziologie, Medien- und Kunstwissenschaft zusammen. Ein Präsidium mit Vertreter*innen aus Theologie, Soziologie, Kunst und Architektur unterstützte die Arbeit. Nach der Schließung des Instituts widmet sich eine Redaktion weiterhin diesen Themen, setzt Beiträge um und verwandelt die Website zu einer Platform des Austauschs.