Bericht: ‚Heilung‘ – Bruno Griesel

Am Johannistag 2022 hielt unser Mitarbeiter Johannes Böckmann im Westphalschen Haus medical resort Markkleeberg (Leipzig) auf der Vernissage der Ausstellung ‚Heilung‘ von Bruno Griesel die Eröffnungsrede. Hier erinnert sich der Redner an die besondere Situation, eine religiöse Rede vor dem Kunstpublikum zu halten.

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Bruno Griesel und ich hatten uns auf dem 1. Evangelischen Bildertag in Marburg kennengelernt. Ich war damals Hiwi am Institut für Kirchenbau und mit der photographischen Dokumentation der Tagung beschäftigt. Der Künstler brauchte dringend Papier, um Skizzen zu machen. Ich hatte uneingeschränkten Zugriff auf diese Ressource und brachte ihm etwas Druckerpapier aus dem Kirchbauinstitut. Wir unterhielten uns am Abend beim Empfang und er schenkte mir zum Dank einige Postkartendrucke seiner Werke. Einige Zeit später ließ er mir über Professor Malte Dominik Krüger noch einen kleinen Ausstellungskatalog und weitere Postkarten zukommen. Wir blieben in Kontakt und tauschten uns seitdem gelegentlich über Kunst und Theologie aus.

Nach dem Ende des Instituts wechselte ich nach Leipzig, wo auch Bruno Griesel – Neue Leipziger Schule – studiert hatte. Ich erzählte ihm davon. Anfang Mai bat Bruno mich, auf der Ausstellungseröffnung seiner Ausstellung ‚Heilung‘ zu sprechen. Andernfalls wolle er Professor Alexander Deeg anfragen. Er sagte mir, er stelle sich vor, etwas aus dezidiert theologischer Perspektive zu hören. Mich stellte diese Vorstellung vor eine Herausforderung. Stereotype threat beschreibt ein Phänomen, bei dem Angst vor den Stereotypen, die der eigenen Gruppe gegenüber bestehen, das eigene Verhalten beeinflusst. Was sollte ich einem Kunstpublikum bloß über das Christentum sagen, das nicht sofort Trotz und Ablehnung provoziert? Immerhin war gerade bekanntgeworden, dass noch gerade 50% der Bevölkerung einer Christlichen Kirche angehört. Man merkt es dem Text vielleicht stellenweise an.

Ich bin allerdings mit meinem Studium und Berufswunsch – Pfarrer – bislang so selten auf negative Reaktionen gestoßen, dass ich die schlechten Erfahrungen an einer Hand abzählen kann. Menschen mit der Erwartung, ich müsse damit viel Ablehnung erleben, begegnen mir jedoch sehr häufig. Und so war auch dieses mal diese Sorge unbegründet. Das Fremde an meinen Worten fand Interesse und das Bekannte fand Begeisterung. Zwischen der hervorragenden Klavier- und Geigenmusik fiel ich in meinem blauen Sommeranzug keinesfalls aus dem Rahmen. Zumindest für diesen Abend ließ sich das Publikum die Botschaft offenbar gefallen und einige stimmten sich gern in die religiösen Gefühle ein. Ich wurde zu meiner Verwunderung den ganzen Abend positiv darauf angesprochen.

Die Ausstellung kann noch bis zum 30.09.2022 besucht werden.

Johannes Böckmann