Architekturflash Pfarrkirche Seliger Pater Rupert Mayer in Poing

Der Neubau der Poinger Kirche von Andreas Meck und Axel Frühauf ist bereits vom Bahnhof aus sichtbar. Rund 15.000 weiße Keramikkacheln bilden eine gefaltete Dachlandschaft und reflektieren das Sonnenlicht. Der Solitär hebt sich bewusst von seiner Umgebung ab und soll eine  „kristalline Stadtkrone“ bilden.

Ein freier Vorplatz erstreckt sich zwischen Pfarrhaus, Kindertagesstätte, Neubau und Glockenträger. Die Klarglasöffnung im Erdgeschoss zieht Blick und Betrachter ins Gebäude. Der Schriftzug neben dem Eingang und das Dachkreuz erklären: Dies hier ist eine Kirche. Mancher vermutet ein Museum, das Rathaus oder eine andere öffentliche Funktion.

Man betritt zunächst einen Vorraum, der durch eine freistehende Trennwand seitlich zu einem separaten persönlichen Andachtsbereich abgetrennt ist. Dieser ist zum Kirchplatz raumhoch klar verglast. Die Rückseite der Trennwand ist ein Gemälde von Jerry Zeniuk. Die von Carola Heine geschaffene Holzskulptur der Mutter Gottes prägt diesen Bereich.

Vorraum und Andachtsraum weiten sich zum eigentlichen Gottesdienstraum. Dieser ist zweigeteilt: Wände und teils opake Fensterbereiche bilden im Erdgeschoss einen massiven Sockel aus Nagelfluh, der auch Treppen und Nebenräume aufnimmt. Darüber erstreckt sich ein skulpturaler Dachraum mit drei Oberlichtern. Ihre Zahl soll die Trinität symbolisieren.

Der Blick sucht zunächst die Lichtquellen und dann die dadurch geformten Lichtkegel. Diese sind nicht konturiert, sondern, auch aufgrund der Kalkfassung der Wände, diffus gestreut. Daher wird kein Teilbereich des Raumes, auch nicht die quadratische Altarinsel, besonders beleuchtet. Das liturgische Zentrum ist dreiseitig von Bänken umgeben. Die archaischen Prinzipalstücke aus Anröchter Stein stammen von Ulrich Rückriem und Alfred Karner. Das liturgische Gerät entwarf Juliane Schölß. Auf der Empore befindet sich eine digitale Orgel der Fa. Kisselbach.

Eine große Fensterfläche zieht Blicke nach draussen. Hier, an der hellsten Stelle, liegt auch der Taufbereich.

(Auszug aus einem Bericht von Sven Sabary für “kunst und kirche” 4 2018; Fotos: Sabary)