Kapelle in Kömpel
Nicht weit von Köln, Siegen und Gummersbach entfernt, in Kömpel im oberbergischen Land, findet sich eine kleine Kapelle mit einer besonderen Ausstrahlung. Gebaut wurde sie von Frank Holschbach von LHVH-Architekten. Sie wurde privat in Auftrag gegeben – nicht wie noch die Scrovegni-Kapelle in Padua in der Hoffnung auf weniger Zeit im Fegefeuer, sondern als Dank für ein gelungenes Leben. „Maria der immerwährenden Hilfe“ ist die Patronin der Kapelle und sie wird darin mit einem traditionellen Andachtsbild repräsentiert. Ebenso entspricht der Kruzifixus landläufigen Vorstellungen eines religiösen Bildwerks. Beides sind retrospektive Elemente, die gewissermaßen hier korrespondieren mit den tradierten handwerklichen Verarbeitungen der Baumaterialien, die den Charakter der Kapelle prägen.
Die etwas raue, auch öfter dunkeltonige Natur der oberbergischen Landschaft neigt nicht zur Lieblichkeit. Klein aber wehrhaft , wie ein Bergfried, sitzt das Gebäude am Hang. Auch ohne den außen angebrachten Glockenträger würde man hier einen Zufluchtsort vermuten. Hingeführt wird man zur Kapelle über einen musivisch mit unregelmäßig geformten Steinplatten ausgelegten Weg, der sich zu einem kleinen Vorplatz erweitert. Von dort schwingt sich die Wegführung dann an einer Aussenmauer des Gebäudes entlang. Durch einen schmalen hohen Eingang wird man quasi hineingesogen in den Andachtsraum.
Die Aussenmauern der Kapelle wirken bodenständig durch die sorgfältige Vermauerung des Grauwackegesteins. Lagen und Fugen des Mauerwerks sind perfekt ungleichmäßig geplant. Die Handwerker mussten dies erst “lernen” – an einer nun verborgenen Stelle im Hang. Diese Mauern schaffen ein Bild von Widerstandsfähigkeit und Zeitlosigkeit. In ihren Grau- bis Gelbschattierungen ergibt sich ein Farbspiel alter patinierter Geschmeide. (Wie in der Kirche St. Anna in Düren von 1956 zeigt der große Kirchenbaumeister Rudolf Schwarz in vielen seiner Nachkriegskirchen eindrücklich die Wirkung von Bruchsteinmauerwerk in Kontrast zu Betonflächen).
Die Steincharakteristik setzt sich im Innenraum als Bodenbelag fort. Die architektonische Form ist stark, die Materialien sind sinnlich eingesetzt, – sie bestimmen die atmosphärische Wirkung. Die applizierten religiösen Bildwerke haben eine gewisse Schwierigkeit, hier nicht nur niedlich zu wirken. Für die Wände wurde ein dunkler Kratzputz verwendet.
Die umfangende Geste des Ovals wird im Innenraum sofort spürbar, und dass man sich annähernd in den Proportionen eines Runds oder eines Kubus aufhält. Der Raum ist dämmrig, denn der Lichteinfall ist über tiefe schräg angeordnete Lichtschlitze an den Seiten indirekt, – es gibt keinen Ausblick nach draußen. Dies verhindert auch die opake Farbgestaltung der Gläser. Die abstrakte farbige Glasfenstergestaltung stammt von Gerlach Bente. Die Lichtführung geschieht beidseitig der Apsis, die lamellenartige gesetzten Metallpaneele geben dem farbigen Lichteinfall eine dezidierte Richtung. Das Interieur besteht neben den schon erwähnten religiösen Bildwerken aus wenigen hölzernen Bänken und einem runden Altar aus geschliffener Grauwacke. Das Material verändert dadurch seine urtümlich raue Anmutung hin zu einem künstlerischen Objekt, ist einerseits dezent, andererseits einen Fokus schaffend. Für die Verwendung von Kunstlicht wurden Lichtplaner beauftragt. Sie entwickelten für Messe und Einzelandacht Lichtprogramme.
Da es sich um eine private Kapelle handelt, ist nicht immer Zutritt möglich. Aber die sechs Meter hohe, handgeschmiedete Gittertür definiert im geschlossenen Zustand einen Vorraum, der jederzeit Sicht in den Innenraum gewährt. Extra für diese Situation wurde eine zusätzliche Beleuchtungsvariante entwickelt.
Text: Claudia Breinl / Bilder: Lukas Roth, Köln
LHVH Architekten Köln, www.lhvh.de