Architekturflash – KIRCHE AM MEER

Fotos und Rechte:Königs-Architekten

KIRCHE AM MEER

Schillig gehört zu den drei meistbesuchten Badeorten an der Nordsee und hier befindet sich der größte Campingplatz Deutschlands. Der kleine Ort beherbergt im Jahr  bis zu 1,2 Millionen Touristen. Die Urlauberseelsorge spielt hier also eine große Rolle.

Die alte St. Marien Kirche wurde wegen Bauschäden aufgegeben – der verwendete Kalk-Sand-Stein war den Witterungsbedingungen am Meer nicht gewachsen. Viele Mängel ließen die Sanierungskosten auf ca. 1, 6 Mio. Euro steigen. Es wurde von Gemeinde und Kirchenleitung entschieden, in Schillig neu zu bauen und die alte Kirche abzureissen.

Den auf fünf Büros begrenzten Wettbewerb gewann das Architekturbüro Königs in Köln. Das Kuratorium in Schillig, die Auswahlkommission in Vechta und die Vertreter der Gemeinde sprachen sich in überzeugender Übereinstimmung für diesen Entwurf aus.

Königs Entwurf überträgt durch seine geschwungene Wand- und Dachausbildung Wellen, Dünen und Meer in die Baugestalt  – diese  Kirche hat mehr von  einer Skulptur als von  einem  Gebäude.  Die dunkeltonige Verklinkerung läßt den kleinen eleganten Bau trutziger wirken und sich markant gegen den Horizont und das Meer abzeichnen. Wehrhaft muss die Kirche auch sein, um den Witterungseinflüssen der See besser standzuhalten als der Vorgängerbau. Klinker gehören zur  regionalen Bautradition und seine Haltbarkeit ist nicht zuletzt bei den großen Backsteindomen der Ostseeregion erprobt. Das wäre jedenfalls auch für die Schilliger Kirche bei 4,7 Millionen Euro Baukosten zu hoffen.

Die Kirche wie ein schlichter Kragen umfassend,  sind die Gemeinderäume allseitig niedrig angebaut. Daraus ragt der wellenartige Aufschwung wie auf ein Podest gehoben empor. Er erhält so noch einmal eine Umfassung und Rahmung.

Ähnlich wie in der von Königs – Architekten erbauten Kirche St. Franziskus in Burgweinting  wird das Licht über das Dach eingefangen Die Lichtwechsel am Meer sind allerdings ungleich lebhafter als im Binnenland und so wird das  Phänomen des Lichteinfalls hier einen besonders spektakulären Akzent in der Wahrnehmung der Architektur setzen. Die Lichtspiele an den weißen Wänden werden durch die Gestaltung der gläsernen Dachform wellenartig moduliert. Die  Atmosphäre im Kirchenraum verändert sich mit dem Draussen  im Tages- und Jahreszeitenverlauf. So wird auf indirekte Weise die umgebende Natur  hineingeholt in den Kirchenraum.

Den Grundriss des Kirchenraumes bildet eine Kreuzform mit abgerundeten Ecken. Trotz der Längsgerichtetheit des  Raumes kann die versammelte Gemeinde in der Liturgie  ein Erlebnis der Communio haben, denn der Altarblock aus sandfarbigem Kalkstein wird von im Halbrund geschwungenen Bänken umfasst. Bis zu 220 Personen finden in der Marienkirche Platz.

Claudia Breinl

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